Pole Position, Sprint-Erfolg, Grand-Prix-Sieg – das Wochenende in Aragonien war für Marc Marquez der absolute Befreiungsschlag. Nach herausfordernden letzten Jahren mit Honda, in denen der sechsfache MotoGP-Weltmeister viel zu oft über das Limit hinausgehen musste, sitzt der Spanier seit diesem Jahr wieder auf einem siegfähigen Bike. Im Gresini-Kundenteam steht ihm die überlegene Ducati Desmosedici zur Verfügung, mit der sich der 31-Jährige zu Beginn der Saison erst einmal anfreunden musste.
Spätestens seit dem vergangenen Wochenende ist klar: Die Eingewöhnungsphase ist endgültig vorbei, Motorrad und Fahrer sind wieder eine Einheit und Marquez deshalb umso gefährlicher für die Konkurrenz. „Es ist nicht leicht, nach so einer langen Zeit noch einmal zu gewinnen. Er verdient den Sieg. Das gesamte Wochenende war er super schnell. Er war unbesiegbar“, merkte etwa der WM-Führende Jorge Martin an. Die lange Wartezeit von 1.043 Tagen ohne GP-Sieg fand in Aragonien ein Ende, die Weltmeisterschaft könnte sich vom Duell zum Dreikampf entwickeln.
Titelchancen 2024?
Denn Marquez fehlen vor dem Großen Preis von San Marino auf der legendären Strecke in Misano gerade einmal 70 Punkte auf Landsmann Martin, Weltmeister Francesco Bagnaia liegt 47 Zähler vor dem Aragonien-Sieger. Gelingt Marquez am Wochenende ein ähnliches Kunststück, könnte der Titel bei noch acht zu fahrenden Rennen inklusive Sprints in greifbare Nähe rücken. „Als ich die Ziellinie überquerte, fühlte es sich an, als verlor ich drei oder vier Kilogramm“, meinte Marquez nach seinem Comeback-Sieg. „Der Rucksack wurde immer schwerer, diesen Sieg zu erreichen war unglaublich. Das nächste Ziel ist es, die Konstanz zu finden und das ist eines der schwierigsten Dinge, wenn man um die Weltmeisterschaft kämpfen möchte.“
Gelingt dies, ist die WM schon ein Jahr „zu früh“ möglich. Eigentlich hatten viele erst im kommenden Jahr mit Marquez an der Spitze gerechnet, da er ab 2025 an der Seite von „Pecco“ Bagnaia im Ducati-Werksteam fährt. So wirklich anfreunden möchte sich der Spanier mit der Idee des diesjährigen Titels auch noch nicht, erklärte er nach seinem Doppelerfolg. „Ein Wochenende ändert nicht unser Leben. Sicher, es wird uns helfen, aber wir sind zu weit weg, um in diesem Jahr um die Weltmeisterschaft zu kämpfen“, winkte der Routinier ab. „Aber wir wollen in den Top-drei sein – das ist ein realistisches Ziel. Es gibt noch viele Punkte zu holen und viele Dinge können noch passieren. Wir werden es weiter genießen und mit den Top-Jungs kämpfen.“