Motorsport lebt von Emotionen, die nicht zuletzt durch spektakuläre Bilder entstehen. Genau für diese ist Álvaro Coronas verantwortlich – ohne einen Auslöser zu betätigen. Während die Stars der MotoGP auf rund 300 PS starken Maschinen sitzen, hat der Kamera-Operator der Motorrad-Königsklasse in Spielberg ein paar Pferde mehr zur Verfügung. Der Airbus 350 B3+ Écureuil ist am Wochenende das Büro des Spaniers, der für die MotoGP-Rech­te­inhaber Dorna arbeitet. Der 900 PS starke Helikopter wird hingegen von Mirko Flaim der Flying Bulls pilotiert. „Ich habe das Glück, dass ich generell für ServusTV viele Flugaufnahmen mache. Hier ist es speziell, man ist wie ein fliegendes Stativ. Der Kameramann will schöne Aufnahmen und ich muss ihn dorthin fliegen.“

Flying-Bulls-Pilot Mirko Flaim
Flying-Bulls-Pilot Mirko Flaim © Red Bull/Seberich

Das spanisch-österreichische Duo arbeitet schon seit Jahren zusammen, muss sich dabei präzise abstimmen, um die besten Bilder zu liefern. „Er kennt die Strecke sehr gut und ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann“, verrät Coronas, der auch andere Arbeitskollegen hat. „Der US-amerikanische Pilot in Austin fliegt normalerweise für Hollywood und bevorzugt deshalb einen etwas wilderen und dramatischen Flugstil. Die Amerikaner haben ein anderes Kamerakonzept. Daher bevorzuge ich Spielberg.“ Doch nicht nur aufgrund des Flugstils kommt der Spanier gerne in die Steiermark. „Spielberg ist eine der besten Rennstrecken der Saison. Misano in Italien und Phillip Island in Australien sind ebenfalls sehr gut. Da passt alles, von der Strecke bis zur Infrastruktur.“

Übung, Übung, Übung

Egal ob Regen oder Schnee – das eingespielte Duo hält am Renntag auch so schnell nichts am Boden. „Wir fliegen bei Sonne und Regen. Einzig zu starker Wind stellt uns vor Herausforderungen. Dann haben auch die Fahrer Schwierigkeiten.“ Das unheimliche Tempo der aktuellen Bikes stellt auch den so erfahrenen Kameramann hier und da vor Probleme. Deshalb arbeitet er eng mit einer Kollegin zusammen, die das Rennen über in Barcelona sitzt und ihn in stressigen Situationen unterstützt. „Wenn der Regisseur eine Aufnahme eines spezifischen Fahrers wünscht, muss ich sofort diese Kameraeinstellung liefern. Und wenn die Fahrer sehr klein auf meinem Bildschirm zu sehen sind, ist sie diejenige, die mich beim Unterscheiden unterstützt.“ Die Bilder wandern dann direkt in die Hände von Arno Andreas, MotoGP-Chefredakteur bei ServusTV. Gemeinsam mit seinem Team ist er beim Heimwochenende rund um die Uhr im Einsatz. „Für uns ist es sicher der speziellste Grand Prix, weshalb wir auch die besten Bilder zeigen wollen.“

Kamera-Operator Álvaro Coronas
Kamera-Operator Álvaro Coronas © Red Bull/Seberich

Dafür verantwortlich ist eben unter anderem auch Álvaro Coronas – mit jahrelanger Erfahrung. „Ich arbeite seit 36 Jahren im Helikopter-Business, habe aber nie eine Kameramann-Ausbildung gemacht“, verrät Coronas, der nach seinem Studium im Rahmen der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona erstmals in Berührung mit seinem heutigen Beruf kam. „Was man für diesen Beruf benötigt, ist ein sehr gutes räumliches Sehvermögen, sonst wird einem schwindelig.“ Wie das gelingt? „Übung, Übung, Übung.“