Auch wenn die Ducati in der MotoGP derzeit unglaublich dominant ist, erwartet uns in Spielberg ein spannendes Wochenende. Der Titelkampf zwischen Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Enea Bastianini findet seine Fortsetzung, Marc Marquez sorgt immer für Stimmung auf dem Red Bull Ring und KTM könnte beim Heimspiel auch etwas stören. Grundsätzlich passt das Layout auf dem Red Bull Ring aber perfekt zur Ducati Desmosedici, was ja ein stabiles, lang gebautes Motorrad ist mit unglaublichem Drehmoment. Das harte Abbremsen und schnelle Beschleunigen in Spielberg ist genau die Stärke des Bikes. Zwar hat sich dies durch die neue Schikane seit 2022 etwas geändert, der Vollgas-Anteil ist für MotoGP-Verhältnisse aber immer noch enorm hoch.

Ducati treibt als Innovationsmotor der MotoGP gewisse Techniken seit Jahren voran und hat auch die stärksten Fahrer, die Jahr für Jahr auf dem stärksten Motorrad sitzen. Wäre man mit der 2024er Ducati nicht an der Spitze, wäre man eben mit dem 2023er Bike ganz vorne. In den vergangenen fünf Jahren haben sie sich eine Dominanz erarbeitet, da man auch auf die meisten Daten und Informationen zurückgreifen kann. Für die Meisterschaft ist das natürlich etwas erdrückend – auch wenn in Spielberg KTM wieder etwas herankommen könnte.

Für den Hersteller ist es das wichtigste Rennen des Jahres und sie haben sich sicher ganz besonders darauf vorbereitet. KTM hat viel getestet und positive Daten gesammelt, weshalb ich erwarte, dass sie schon ein Wörtchen mitreden könnten. In den vergangenen Wochen haben die Österreicher einfach nicht 100 Prozent aus den eigenen Möglichkeiten herausgeholt, obwohl man sagen muss, dass KTM und Aprilia als Ducati-Verfolgerduo ja nicht stillstehen. Im Vergleich zum Vorjahr fahren sie permanent schneller – Ducati hat aber eben noch ein Stück mehr draufgelegt. Vor allem KTM will beim Heimspiel aber sicher zeigen, dass sie weiterhin am Start sind und in naher Zukunft auch Ducati wieder fordern können, da wäre der Red Bull Ring ein guter Anfang, vor allem, da das Wetter alles andere als konstant sein dürfte.

Überraschungen möglich

Sollte Petrus wirklich mitspielen und es kommt am Sonntag zu einem Regenrennen, wird es natürlich viel spannender. Es gibt ganz wenige Daten zu solchen Verhältnissen und KTM würde dies sicher in die Karten spielen. Das Bike muss funktionieren, das ist die Voraussetzung. Dann schlägt nämlich die Zeit jener Fahrer, die immer wieder für Highlights gut sind. Da fallen mir sofort die Namen Marc Marquez, Jack Miller oder Brad Binder ein, der 2021 ja schon im Spielberger Regen gewinnen konnte. Vielleicht ist es ja auch der Tag von Fabio Quartararo bei Yamaha. Dann, wenn nicht die Leistung des Motorrads, sondern vor allem das reine Fahren zählt. Dann könnte auch wieder die Stunde von Rookie Pedro Acosta schlagen.

Der Spanier hat bisher eine unglaubliche Saison abgeliefert und liegt in der Weltmeisterschaft vor Brad Binder, dem Urgestein bei KTM, der ganz klar den Anspruch hat, die Nummer eins im Team sein zu wollen. Nach seinem sensationellen Saisonstart sind die leicht abfallenden Leistungen an den vergangenen Rennwochenenden eine logische Konsequenz. Zu Beginn hatte er noch diese Unbeschwertheit und sein GasGas-Bike war auch viel näher dran an der Ducati als jetzt. Mit der Zeit war das Motorrad dann weiter weg, dann schlichen sich Stürze ein. Und dann kommen Momente, an denen man darüber nachdenkt, dass es jetzt eben doch schon die MotoGP ist. Nüchtern betrachtet ist es zu 1000 Prozent eine Ausnahmeleistung von Acosta. Er ist der Diamant, den KTM in Zukunft schleifen muss.