Fast schon bemitleidenswert zog KTM-Star Jack Miller nach einem enttäuschenden Großen Preis von Großbritannien mit Platz zwölf im Rennen Bilanz. Die Gefühlslage des ansonsten so gut gelaunten Australiers hatte aber weniger mit der aktuellen Performance des Teams zu tun, als mit den eigenen Zukunftsaussichten. „Ich habe kein einziges Angebot auf dem Tisch und damit auch keine Option für 2025“, gestand Miller und machte keinen Hehl daraus, dass 2024 die letzte Saison des 29-Jährigen in der Motorrad-Königsklasse sein könnte.

Doch in dieser MotoGP-Saison kommt es eben oftmals anders, als man denkt – vor allem in Sachen Fahrermarkt. Denn wie aus dem Nichts scheint Miller der Rennserie erhalten zu bleiben und das sogar auf einem äußerst prominenten Bike. Pramac Racing, langjähriges Ducati-Kundenteam, startet ab der kommenden Saison für Yamaha und nutzt den Herstellerwechsel für einen kompletten Neustart. Shootingstar Jorge Martin ging mit seiner Forderung nach einer Werksducati leer aus und schloss sich in einem Sensationswechsel Aprilia an. Teamkollege Franco Morbidelli fährt ab 2025 wohl für das VR46-Team. Während Ex-KTM-Fahrer Miguel Oliveira beim neu zusammengestellten Pramac-Team ab nächster Saison dann gesetzt sein dürfte, geht nun auch etwas überraschend die Tür für Miller auf.

Vierter Hersteller

Überraschend deshalb, da die Yamaha-Verantwortlichen ursprünglich gerne einen Rookie als zweiten Fahrer verpflichtet hätten. Dieser Plan wurde aber aus guten Gründen über den Haufen geworfen. Kurzfristig ist Erfahrung für die Entwicklung des Teams wichtiger als die Ausbildung junger Fahrer. Und wenn es um Erfahrung geht, können nicht viele mit Miller mithalten. Für den Australier wäre es dann die elfte Saison in der höchsten Klasse, nach Honda, Ducati und KTM auch sein rekordverdächtiger vierter Hersteller. Seit seinem Wechsel zu den Österreichern 2023 konnte er die hohen Erwartungen an ihn nicht erfüllen, fuhr in 29 Grands Prix gerade einmal einen Podestplatz ein, weshalb sich der Hersteller aus Mattighofen für ein Ende der Zusammenarbeit entschied. Keine leichte Entscheidung, verriet Pit Beirer nach Bekanntwerden der Trennung: „Jack hat uns besser gemacht“, lobte der Chef die Arbeit des Australiers für KTM. „Wir wollen ihm eine Plattform geben, damit er sich in Szene setzen kann. Denn ich möchte, dass er in der MotoGP bleibt. Ich denke, Jack ist noch nicht fertig.“

Fertig und abgeschlossen sind die Planungen auch bei der derzeitigen Übermacht Ducati noch nicht. Offen ist weiterhin der Platz an der Seite von Alex Marquez beim Gresini-Kundenteam. In der aktuellen Saison steht dem Spanier noch Bruderherz und Superstar Marc Marquez zur Seite. Der sechsfache MotoGP-Champion spielte seine Karten im Cockpit-Poker aber am besten aus und sitzt ab dem kommenden Jahr auf einer Werksducati an der Seite von Weltmeister Francesco Bagnaia. Marquez betonte mehrmals, dass er nur bei einer Beförderung ins Werksteam weitermachen würde. Im letzten Moment knickten die Verantwortlichen aus Bologna dann tatsächlich ein und entschieden sich trotz guter Gespräche mit Shootingstar Jorge Martin für die Verpflichtung des 31-jährigen Routiniers. Schon jetzt blickt die MotoGP gespannt auf die nächste Saison, birgt das Duo Marquez/Bagnaia doch jede Menge Brisanz.