Als „nächsten Schritt“ in der Entwicklung des MotoGP-Projekts bezeichnete KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer die Verpflichtung der beiden Topfahrer Enea Bastianini und Maverick Vinales. Aufgrund der diesjährigen Leistungen könnte man aber auch gut und gerne von einem Riesensprung sprechen, der den Österreichern gelungen ist. Mit Ducati-Mann Bastianini kommt der derzeit Vierte der Fahrer-WM nach Mattighofen, Aprilia-Star Vinales liegt auf Rang sechs.

Das Duo startet in der kommenden Saison für das Tech3-Team – im selben Orange wie das Werksteam und nicht mehr unter dem Namen „GasGas“ wie in diesem Jahr. „Es war eine gute Zeit für uns, in der wir unterschiedlichen Marken Präsenz gegeben haben. Wir sind jetzt der Meinung, dass unser Projekt am stärksten ist, wenn es ein Line-­up mit vier Fahrern ist“, erklärt Beirer die Kursänderung. Somit starten die Neuzugänge Bastianini und Vinales auf identen Maschinen wie die 2025er-Werksfahrer Brad Binder und Pedro Acosta. „Wir wollen jeden Fahrer mit dem passenden Umfeld kombinieren und dann zum Start der Saison identisches Material bereitstellen.“

Teamcaptain gesucht

Einen klassischen Anführer, der das KTM-Quartett im kommenden Jahr ziehen wird, soll es nicht geben – zumindest nicht zu Saisonbeginn. „Wir wollen zu diesem Zeitpunkt noch keinen Teamcaptain benennen. Wir haben zu den Fahrern gesagt: Die Performance wird entscheiden. Alle bekommen jedenfalls die volle Unterstützung“, beschreibt Beirer die Situation im Hause KTM. Updates und neue Teile bekommt dann immer der am besten platzierte Fahrer in der Weltmeisterschaft. „Der Stärkere wird sich durchsetzen und der Stärkste wird dann auch der Kapitän sein.“

Grundsätzlich sei man aufseiten des österreichischen Rennstalls froh, so viel „Qualität“ und „Erfahrung“ für das Projekt gewonnen zu haben. „Wenn ein echter Spitzenfahrer von einem Spitzenhersteller kommt, profitierst du ganz klar.“ Vorbei sind vorerst die Zeiten, in denen Moto2-Talente eine Garantie auf Plätze im Tech3-Team hatten. Bewusst entschied man sich in diesem Jahr für etablierte Siegfahrer. „Die Zeit für Talente ist vorerst einmal vorbei. Zumindest können wir jetzt gerade nichts anbieten.“

Während das Interesse an Bastianini ein offenes Geheimnis war, kam der Wechsel von Vinales zu KTM überraschend. Für den Spanier ist es auch eine Art Rückkehr, gewann er 2013 mit KTM die Moto3. „Der Kontakt zu ihm ist nie abgerissen“, verrät Beirer. „Wenn er in der Früh aufwacht und sich sicher ist, dass er den Grand Prix gewinnen wird, dann ist er fast unschlagbar.“ Einzig die Konstanz, solche Leistungen Rennen für Rennen abzurufen, fehlte bisher allzu oft. „Für ihn ist die menschliche Seite super wichtig und ich glaube, wir haben gute Leute im Team, die mit ihm gut zusammenarbeiten werden.“