Im Motorsport geht es nicht nur auf der Strecke äußerst schnell zu Sache, sondern auch abseits davon. Vor etwas mehr als zwei Jahren noch war Fabio Quartararo Weltmeister in der MotoGP und ein aufgehender Stern der Motorrad-Königsklasse. Jung, draufgängerisch, schnell – der Franzose schien die Rennserie für längere Zeit zu prägen, da er auch 2022 in einer packenden Saison gegen Francesco Bagnaia um die Titelverteidigung kämpfte. Seine Yamaha war konkurrenzfähig, Quartararo unbestritten einer der besten Fahrer im Feld und mit drei Siegen und acht Podestplätzen war die Ausbeute mehr als ansprechend.
Von konkurrenzfähig ist die M1 aber mittlerweile mehr als nur einige Hundertstelsekunden entfernt. Wie der japanische Markenkollege Honda auch erlebte Yamaha im vergangenen Jahr eine absolute Horrorsaison. Die europäischen Hersteller, allen voran Ducati, sind absolut auf der Überholspur und fahren seit dem Vorjahr nahezu in einer eigenen Klasse. Die Gründe für den Niedergang der einstigen Dominatoren aus Fernost reichen von Corona-Nachwehen über angespannte Teamverhältnisse bis hin zu Aufholbedarf in Sachen Aerodynamik. Ohnehin sind seit dem Vorjahr nur noch sechs Bikes aus Japan am Start. Während Marc Marquez sein Arbeitgeber Honda nach mehr als zehn Jahren in Richtung Ducati verließ, bleibt Quartararo nach seiner jüngsten Vertragsverlängerung zumindest bis 2026 Yamaha treu. Bleibt nur die Frage: Warum?
Bestverdiener in der MotoGP
So romantisch man als Beobachter die langjährige Partnerschaft und die Hoffnung auf baldigen Erfolg als Gründe heranziehen kann, so wahrscheinlich ist es aber auch, dass sein neues Gehalt eine gewichtige Rolle bei dieser Entscheidung gespielt hat. Berichten von „motorsport.com“ zufolge soll der 24-Jährige mehr als zwölf Millionen Euro im Jahr verdienen, was ihm zum bestbezahltesten MotoGP-Fahrer machen würde – noch vor Doppelweltmeister Francesco Bagnaia. „Vor sechs Jahren haben sie mir die Chance gegeben, in die MotoGP aufzusteigen, und seitdem haben wir gemeinsam Großes erreicht. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um wieder um den Sieg zu kämpfen“, sagt Quartararo zu seiner Entscheidung. „Ich werde hart arbeiten und ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam unseren Traum noch einmal erreichen werden.“
Derzeit ist der Traum aber in weite Ferne gerückt. Beim Saisonauftakt in Katar fehlten dem Franzosen auf der Yamaha etwa 1,2 Sekunden auf die Pole-Zeit von Jorge Martin – eine Welt in der MotoGP. Bis einschließlich 2026 ist das technische Reglement in der Serie eingefroren. So gut wie ausgeschlossen, dass den Japanern bis dahin der große Coup gelingt, um Ducati, KTM und Aprilia tatsächlich zu fordern. Kurzfristig scheint der Erfolg also ausgeschlossen, langfristig stehen dem Mann aus Frankreich aber auch nach 2026 wohl alle Türen offen, wird Quartararo am Ende seines Vertrags erst 27 Jahre alt sein. Aufgrund seines Talents sind in den kommenden Jahren Überraschungen mit Yamaha nicht ausgeschlossen. Vielleicht schon am kommenden GP-Wochenende im US-amerikanischen Austin. Im Vorjahr fuhr der Franzose mit seiner unterlegenen M1 auf dem Circuit of the Americas sensationell auf Platz drei.