Tischlein deck dich, in Mattighofen am besten mit so vielen Trophäen wie nur irgendwie möglich. KTM greift in dieser MotoGP-Saison voll an, erstmals mit einer Gruppe an Fahrern, die absolut allen Wünschen entspricht. Brad Binder und Jack Miller kämpfen fürs Werksteam um Siege, Augusto Fernandez und Rookie Pedro Acosta beim „Zweitteam“ GasGas. „Die vier Fahrer kann man sich schön als einen Tisch vorstellen. Wir werden jeden brauchen, in stärkster Form, damit unser Tisch anständig steht“, zog Rennchef Pit Beirer den Vergleich und hatte vor dem Auftakt in Katar auch Extra-Lob für Neuling Acosta übrig.
Der 19-jährige Spanier überzeugte bei den Testfahrten nämlich nicht nur mit Rundenzeiten, sondern auch mit enormem Gespür für das Bike und seiner Arbeitsweise. „Er geht zusammengeräumt ans Werk, möchte Punkt für Punkt abarbeiten. Eigentlich sollte ein Rookie zunächst einfach nur fahren und sich nicht um die Entwicklung kümmern“, meinte Beirer. Der „Hai von Mazarrón“ ist aber kein gewöhnlicher Neuling, sondern kam schon als „Wunderkind“ in den Motorrad-Zirkus. Das merkt man nun auch nach dem Umstieg in die MotoGP-Königsklasse „Schon jetzt sagt er ganz klar, was er gerne hätte, in welche Richtung das Motorrad entwickelt werden soll. Wir waren auch verblüfft, wie schnell er die Strecke kennengelernt hat.“
Titel nach Mattighofen?
Die größten Hoffnungen liegen aber einmal mehr auf der Nummer eins im Team, dem Südafrikaner Binder, im Vorjahr als bester Nicht-Ducati-Pilot auf Platz vier in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Im Idealfall geht es für ihn in diesem Jahr drei Plätze nach vorne – zumindest, wenn es nach seinem deutschen Chef geht, der das erstmals auch deutlich formuliert: „Wir haben endgültig aufgehört zu reden, dass wir happy sind, einfach dabei zu sein. Wir wollen um Siege und Podestplätze fahren. Unsere klare Zielsetzung ist es, 2024 um den WM-Titel zu kämpfen.“ Die überlegenen Ducatis wollen die Österreicher dabei „Tag und Nacht“ ärgern. Auch, wenn es für das Team erst die achte Saison in der MotoGP ist, arbeiten viele Ingenieure schon länger am Motorrad. „Manche Mitarbeiter gehen in ihr zehntes Jahr des Traums, MotoGP-Weltmeister zu werden. Es wird ein Kampf über das gesamte Jahr, in dem wir keine Fehler machen dürfen. Da haben wir noch Potenzial, weil hier und da Fehler in der Strategie Punkte gekostet haben.“
Leicht wird die Aufgabe trotz bester Vorbereitung nicht. Das gesamte Feld ist um gut eine Sekunde schneller als im Vorjahr, Zeit zum Durschnaufen bleibt da im Winter nicht. „Was technisch in der MotoGP passiert, dieses Niveau, das ist der Wahnsinn.“ Der Trend geht in der Motorrad-Königsklasse geht dabei aber nicht ausschließlich in Richtung mehr Aerodynamik. Manche meinen, auch Größenwahn zu erkennen. 2024 stehen 22 Rennen auf dem PWM-Kalender – mit ebenso vielen Sprints an den Rennwochenenden. Eine Entwicklung mit Folgen. „Ich bin ein Freund der Sprints. Mir wäre es aber lieber, wenn wir die Schallmauer von 20 Rennen nicht durchbrochen hätten. Anders herum: Wir müssen nicht das Format wieder ändern, sondern vielleicht einige Rennen weglassen“, meint Beirer dazu. Aus seiner Sicht wären 18 Rennwochenenden ideal.
„Das Programm ist zu viel! Einige mussten kündigen!“
Einen Blick in Richtung Formel 1, die in dieser Saison 24 Rennen austrägt, sollte man nicht riskieren. „Es wird zu viel, da geht es um den Faktor Mensch, wenn man das Ende der letzten Saison hernimmt, mit acht Rennen an zehn Wochenenden. Da stand dann auch der ein oder andere mit Tränen in den Augen und einer Kündigung vor mir. Das Limit ist erreicht, da lässt sich Familie und Beruf nicht mehr vereinbaren.“