Der Hitze-Grand-Prix von Katar sorgt weiter für Gesprächsstoff. 35 Grad Lufttemperatur und 73 Prozent Luftfeuchtigkeit wurden beim Rennstart am Lusail International Circuit gemessen. Nur zum Vergleich: In Singapur, seit jeher das anstrengendste Rennen im Formel-1-Kalender, betrug die Lufttemperatur 29 Grad bei 71 Prozent Luftfeuchtigkeit. "Singapur ist ein Furz", erklärte Experte Nico Hülkenberg den Sky-Zuschauern.
Logan Sargeant musste das Rennen nach 41 Runden vorzeitig beenden. Williams erklärt, der Ausfall sei wegen "starker Dehydrierung während des Rennens, geschwächt durch grippeähnliche Symptome zu Beginn der Woche", verursacht worden. Der US-Amerikaner musste gestützt werden, als er das Auto verließ.
"Heute haben wir das Limit gefunden, einige Leute sind im Medical Center. In den engen Autos wird es sehr heiß, dazu war es ohnehin ein körperliches Rennen. Bei den Geschwindigkeiten, die wir fahren, ist das gefährlich", gab der drittplatzierte McLaren-Pilot Lando Norris zu Protokoll.
George Russell hatte während des Rennens das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen. "Es war, als wenn jemand einem mit dem Föhn ins Gesicht bläst." Fernando Alonso verlangte während des Rennens nach Wasser, das ihm seine Mechaniker über den Overall kippen sollten. Es fühle sich an, als würde der Sitz brennen. Valtteri Bottas bezeichnete das Rennen gar als "Folter".
Esteban Ocon postete auf Twitter vom härtesten Rennen seiner Karriere.
"In Runde 16 habe ich mich bereits krank gefühlt. Dann habe ich mich zwei Runden lang übergeben, das hatte ich vorher noch nie. Physisch könnte ich immer zwei Rennen nacheinander fahren, das ist nicht das Problem. Aber aus irgendeinem Grund gab es in diesem Rennen keine Luft im Auto. Es hat sich angefühlt, als wären es 80 Grad im Cockpit gewesen, es war wie eine Sauna. Ich habe versucht, das Visier leicht zu öffnen, um Luft zu bekommen und den Luftstrom mit meinen Händen zu steuern, damit etwas Luft in mein Cockpit gelangt. Sogar meine Zehen haben gebrannt, es war verrückt", sagte der Franzose.
Stroll ist "mehrmals weggetreten"
Lance Stroll sprach gar davon, während des Rennens ohnmächtig geworden zu sein. "Ich fühle mich krank. Ich bin mehrmals weggetreten im Auto. Sie haben die Strecke enger gemacht, wodurch man die Kerbs nicht mehr spürt, sondern sie sehen muss. Das Problem war, im Rennen konnte ich sie dann nicht mal mehr sehen, weil ich ohnmächtig geworden bin."
Für Charles Leclerc ist klar, dass sich für die nächste Saison etwas ändern muss. "Ich glaube, es war das härteste Rennen, dass wir alle in unserer Karriere gefahren sind. Dafür gibt es drei Gründe: die Hitze, die Highspeed-Kurven und der wichtigste von allen, die drei verpflichtenden Boxenstopps. Wir mussten eine Quali-Runde nach der anderen fahren. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem man sich fragen muss, ob man für das nächste Jahr die Rundenanzahl reduzieren sollte."
Russell war froh, als er die Zielflagge sah
George Russell hatte auch das Gefühl, ohnmächtig zu werden. "Ich war ziemlich froh, als ich die Zielflagge sah. Ich würde sagen, dass das schon fast zu viel war."
Auch die FIA hat mit Besorgnis auf die Berichte der Fahrer reagiert. "Auch wenn es sich um Spitzensportler handelt, sollte von ihnen nicht erwartet werden, dass sie unter Bedingungen antreten, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden könnten", hieß es in einem Statement. Nach einer Analyse sollen Maßnahmen ergriffen werden, "um eine Wiederholung dieses Szenarios zu vermeiden".
Zumindest die Temperatur sollte im Jahr 2024 in Katar nicht mehr das Thema sein. Im Dezember, im katarischen Winter, beträgt die Lufttemperatur nur 25 Grad.