Sein Einstieg in die Formel 1 passt eigentlich überhaupt nicht ins Bild von Oscar Piastri. Der ruhige und bodenständige Australier, der seit Längerem mit Freundin Lily liiert ist, hält nicht viel von Show und Party abseits der Rennstrecke. Aufmerksamkeit will er vor allem mit seinen Leistungen auf den Rundkursen dieser Welt erlangen – was ihm bisher auch äußerst gut gelang.
Vor etwas mehr als einem Jahr schockte der 23-Jährige die Königsklasse dennoch. Nach dem überraschenden Abschied von Fernando Alonso präsentierte Alpine auf Social Media Piastri als Ersatzmann. Logisch, würde man meinen, durchlief der Australier alle Nachwuchsserien für das Team. Die Franzosen hatten die Rechnung aber ohne Piastri gemacht, der kurz nach der Präsentation selbst aufhorchen ließ, indem er erklärte, dass er 2023 sicher nicht für Alpine fahren werde. Der Skandal war perfekt, ein Gerichtsverfahren ebenso. Am Ausgang änderte sich aber nichts: Das Nachwuchstalent wechselte zu McLaren.
Aufstieg des Wunderkinds
Zu Saisonbeginn war Piastri aufgrund der Probleme seines neuen Arbeitgebers aber noch mit Spott und Häme konfrontiert - vor allem vonseiten seines alten Teams. McLaren fuhr nur hinterher, war weit weg vom Spitzenfeld. Der Australier blieb ruhig, ließ sich nicht zu Aussagen hinreißen und profitierte schlussendlich davon. Seit dem GP von Ungarn zählt McLaren zum absoluten Spitzenfeld in der Formel 1 und hat mit Piastri (22) sowie Lando Norris (23) eines der talentiertesten Fahrerduos der Königsklasse.
Jung, schnell, erfolgreich – Piastri passt perfekt in die moderne Formel 1. Je länger die Saison dauert, desto besser kam der Rookie in Fahrt. In Suzuka startet er nun hinter Max Verstappen von der ersten Startreihe aus ins Rennen. Dieses Kunststück gelang einem Rookie zuletzt 2010, als sich Nico Hülkenberg im Brasilien-Qualifying sensationell Startplatz eins sicherte. Nicht nur das zeigt, wie viel Talent im 22-Jährigen schlummert. Auch deshalb entschied sich die McLaren-Spitze dafür, den Vertrag von Piastri frühzeitig bis 2026 zu verlängern.
Anführer der Zukunft?
Vor allem mit Blick auf Teamkollegen Lando Norris könnte diese Vertragsverlängerung enorme Bedeutung erlangen. Derzeit sind die Rollen noch klar verteilt. Norris ist die Nummer eins, gilt als einer der talentiertesten und komplettesten Fahrer in der Königsklasse. Deshalb wird der Brite auch immer wieder mit Red Bull Racing in Verbindung gebracht. Dort könnte er der Nachfolger von Sergio Perez werden, sagen Gerüchte.
Sollte dieser spektakuläre Wechsel in Zukunft tatsächlich über die Bühne gehen, wäre Piastri die unumstrittene Nummer eins bei McLaren. Das „Wunderkind“, wie er nach seinen sensationellen Leistungen in diversen Nachwuchsserien samt Formel-2-Titel bereits genannt wurde, hat jedenfalls das Zeug dazu – und den Charakter. Sein Teamchef Andrea Stella adelte ihn jüngst, sprach von einzigartigem Talent gepaart mit dem stetigen Willen nach Verbesserung. Obendrauf rundete Stella das Lob mit einem eindrucksvollen Vergleich ab: „Mit seinem Wunsch nach kontinuierlicher Verbesserung ist er Fernando Alonso ähnlich.“