Die Rassismus-Causa um Helmut Marko ist mit der Entschuldigung des Motorsportberaters von Red Bull Racing noch nicht erledigt. Dafür sorgte nun Lewis Hamilton, der Konsequenzen für den 80-jährigen Grazer forderte.
"Es ist völlig inakzeptabel, was er gesagt hat. Während wir sagen, dass es in diesem Sport keinen Platz für jegliche Art von Diskriminierung gibt, was es auch nicht geben sollte, ist es nicht gut für uns, wenn Führungspersönlichkeiten und Leute in seiner Position solche Kommentare abgeben", polterte der Brite im Interview mit "Sky Sports F1" am Donnerstag.
Kurzer Rückblick: Marko war vergangenen Montag zu Gast bei Sport und Talk im Hangar 7 bei ServusTV. Dort rechtfertigte er die schwankenden Leistungen von RB-Pilot Sergio Pérez folgendermaßen: "Er ist Südamerikaner, er kann sich nicht so gut konzentrieren wie ein Verstappen oder Sebastian Vettel."
Pérez ist übrigens Mexikaner, also geografisch gesehen Nordamerikaner.
Schriftliche Verwarnung von der FIA
Für den Teamkollegen von Max Verstappen war die Sache nach der öffentlichen Entschuldigung von Marko abgehakt. Er fühle sich nicht persönlich angegriffen und wisse, dass es der Grazer nicht so gemeint habe, wie es verstanden wurde.
Hamilton sah die Sache jedoch grundlegend anders. "Das ist nichts, wofür man sich entschuldigt, und dann ist wieder alles in Ordnung. Ich finde, da muss mehr getan werden", forderte der 7-malige F1-Weltmeister.
Der Automobil-Weltverband FIA reagierte am Samstag auf die Aussagen und übermittelte Marko eine schriftliche Verwarnung. Der 80-Jährige sei an seine Verantwortung erinnert worden, sich als öffentliche Person an den Ethik-Code der FIA zu halten, hieß es in Singapur, wo am Sonntag der 15. Grand Prix der Saison stattfindet.
In der laufenden Formel-1-Saison hatte bereits Haas-Teamchef Günther Steiner eine Verwarnung seitens der FIA erhalten, weil er die Rennkommissare in Monaco als "Laien" bezeichnet hatte.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Diese Kommentare waren nicht richtig"
"Es ist nicht nur das, was gesagt wurde, sondern es ist die Einstellung, dass man so etwas überhaupt sagen kann, und das hat keinen Platz in der Formel 1", bezog auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Singapur klar Stellung. "Das ist nichts, das in der Vergangenheit hätte gesagt werden sollen, und sicherlich nicht jetzt oder in der Zukunft. Wir alle wissen, dass wir mehr Vielfalt in der Formel 1 brauchen, mehr Inklusion."
Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner äußerte sich im Vorfeld des Grand Prix von Singapur zu der Angelegenheit. "Diese Kommentare waren nicht richtig. Helmut hat das schnell erkannt und sich sowohl öffentlich als auch direkt bei Sergio dafür entschuldigt. Er hat mit Sergio direkt darüber gesprochen", sagte der Brite im Interview mit "Sky Sports". Warum es vom Rennstall keine offizielle Stellungnahme gab, erklärte Horner damit, dass Marko "kein Angestellter von Red Bull Racing" sei. "Er ist Teil der Red-Bull-Gruppe, und die Gruppe hat eine Entschuldigung über den Sender ServusTV herausgegeben."
Noch im Juni 2022 hatte sich Red Bull von Ersatzpilot Jüri Vips getrennt, weil sich dieser auf der Internetplattform Twitch eine rassistische Entgleisung geleistet haben soll. "Das Team duldet in keiner Form Rassismus", hieß es damals nach einer Untersuchung des Vorfalls seitens des Teams.