Selbst das Wetter konnte Max Verstappen auf seiner Rekordjagd nicht aufhalten: Bei wechselnden Bedingungen und nach einer halbstündigen Unterbrechung wegen mehrere Zwischenfälle bei heftigstem Regen in der Schlussphase holte sich der Niederländer bei seinem Heimrennen in Zandvoort seinen elften Saisonsieg, den neunten in Serie – und stellte damit den Rekord von Sebastian Vettel aus dessen Traumsaison 2013 ein. Vettel habe ihm schon zur Zeit des Österreich-GPs eine Nachricht geschickt, dass er ihm die Daumen drücke, den Rekord brechen zu können, hatte Verstappen schon im Vorfeld verraten. Er habe es sich durch seine tolle Arbeit in dieser Saison auch verdient, hätte Vettel geschrieben.
„Absolut unglaublich, heute war es durch die Bedingungen nicht einfach, ich bin unglaublich stolz, die Atmosphäre war unglaublich, ich hatte schon vor dem Start Gänsehaut, als die Nationalhymne gespielt wurde", freute er sich dann, als es geschafft war, im Siegerinterview. Ob jetzt in Monza in einer Woche dann der zehnte Sieg in Serie folgen würde? „Das werden wir dann sehen, jetzt werde ich erst mal ein bisschen feiern und genießen", ehe er die niederländische Hymne noch ein mal in gesungener Form genießen durfte.
Hinter dem Red-Bull-Star belegte Fernando Alonso, der nach einigen Schwierigkeiten von Aston Martin in den letzten Rennen wieder einmal ein sehr starkes Rennen fahren konnte und der schon mit einem sehr guten Start die Grundlage für den Erfolg gelegt hatte, Platz zwei. Überraschend auf Rang drei: Pierre Gasly im Alpine, der von einer Zeitstrafe gegen Sergio Perez profitierte.
Das Rennen hatte bereits spektakulär begonnen: Obwohl sich ein stärkerer Regenschauer schon andeutete, starteten alle Fahrer noch auf den Trockenreifen. Einer der ersten, der dann an die Box kam, um auf die Intermediates zu wechseln, war Sergio Perez – eine clevere Entscheidung der Red-Bull-Strategen. Vom siebten Startplatz aus führte der Mexikaner dann erst einmal das Feld mit zehn Sekunden vor Verstappen an, der eine Runde zu spät hereingekommen war und deshalb deutlich mehr Zeit verloren hatte.
Doch der Weltmeister holte auf der abtrocknenden Strecke schnell wieder auf, wurde dann beim fälligen Wechsel zurück auf Slicks von Red Bull als Erster abgefertigt – wodurch er an Perez wieder vorbeikam und dann auch einen Vorsprung von sechs Sekunden herausfahren konnte. Bis das Safety-Car auf die Strecke musste, weil Logan Sargeant im Williams ziemlich heftig in den Leitplanken gelandet war. Nach dem Re-Start konnte sich Verstappen erneut absetzen, hinter Perez setzte sich Fernando Alonso in einem rein spanischen Duell gegen Carlos Sainz jr. durch.
Doch das Wetter sollte noch einmal alles durcheinander wirbeln: Zehn Runden vor Schluss setzte erneut starker Regen ein, es gab mehrere Zwischenfälle, Perez schlug gleich zweimal an unterschiedlichen Stellen an der Mauer an. Als dann Guanyu Zhou im Alfa Sauber heftig geradeaus in die Reifenstapel krachte, brach Rennleiter Niels Wittich in der 65. Runde mit der Roten Flagge ab. Glück für Perez, dessen Auto so in der halbstündigen Pause repariert werden konnte und der außerdem beim Neustart von Position 3 wieder ins Rennen gehen konnte, obwohl er eigentlich schon auf den sechsten Rang zurückgefallen war: Aber bei einem Abbruch mit Roter Flagge zählt die Reihenfolge der vorhergehenden Runde. Allerdings kassierte der Mexikaner dann noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er beim Hineinfahren in die Boxengasse nicht nur angeschlagen, sondern auch noch zu schnell gewesen war, was ihn am Ende den Podiumsplatz kostete.
Red-Bull-Motorsport-Koordinator Helmut Marko konnte wieder einmal jubeln: „Das war ein sehr aufregendes Rennen, wir hatten heute so ziemlich alles, was es im Rennsport gibt. Am Schluss mussten wir noch ein bisschen zittern, weil Max nach dem Neustart ein bisschen länger gebraucht hat, um seine Reifen auf Temperatur zu bringen, aber er hat das dann ja auch wieder souverän gelöst. Dass der alte Rekord von Sebastian Vettel, der damals unglaublich war, jetzt eingestellt wurde, passt zu dieser fantastischen Saison.“
Nico Hülkenberg landete mit dem Haas nach vielen Problemen über das ganze Wochenende immerhin noch auf Platz 12: „Das war wohl das Optimale, was möglich war.“ Direkt hinter ihm: Debütant Liam Lawson im Alpha-Tauri, der Ersatzmann für Daniel Ricciardo, der sich bei einem Crash im freien Training am Freitag einen Mittelhandknochen gebrochen hatte, der unter den schwierigen Bedingungen eine gute Leistung ablieferte und sich keine gravierenden Fehler leistete.
Karin Sturm