In Spielberg zeigte sich einmal mehr, wieso der Sprint in der MotoGP so ein spezieller Bewerb ist. Gerade einmal 14 Runden haben die Fahrer Zeit, um Boden gutzumachen und dieser Zeitdruck lässt die Ellbogen weiter ausfahren als sonst. Durch das verkürzte Format sind vor allem die Stars der Serie, für die es um entscheidende Punkte im Titelkampf geht, zu aggressiven Manövern gezwungen.
Am Red Bull Ring so geschehen in Person von Jorge Martin, Zweitplatzierter der aktuellen Weltmeisterschaft. Nach einem mäßigen Qualifying startete der Spanier nur von Platz zwölf und war deshalb dementsprechend unter Druck. Dieser entlud sich erstmals in Kurve eins, als er auf der Innenseite sehr spät auf der Bremse stand und dadurch einen Massencrash, dem fünf Fahrer zum Opfer fielen. Zwar wurde glücklicherweise niemand verletzt, der Sprint war jedoch gelaufen. "Er hat so vielen das Rennen kaputtgemacht und ist selber noch der große Nutznießer gewesen", polterte etwa ServusTV-Experte Stefan Bradl.
Es war nicht der einzige Vorfall des Zweiten in der aktuellen Fahrerwertung. Wenige Runden darauf attackierte Martin auch Luca Marini, als er am Eingang der Schikane vorbeiziehen wollte. Erneut gab es Kontakt, erneut war das Rennen seines Konkurrenten gelaufen und erneut gab es Kritik.
Denn Yamaha-Fahrer Fabio Quartararo erhielt für einen ähnlichen Vorfall gegen Lorenzo Savadori in Kurve vier eine Strafe – Jorge Martin im gesamten Rennen keine. "Früher wären beides klassische Rennunfälle ohne Strafe gewesen. Heutzutage schauen die Stewards aber ganz genau hin und deshalb ist es unverständlich, wieso es für den einen eine Strafe gibt und für den anderen nicht", meinte auch Bradl zu diesem Thema. Aggressivität, vor allem im kurzen Sprint, ist und war noch nie das Problem. Die ungerechte Bestrafung schon viel mehr.