Seit mittlerweile mehreren Jahren kämpfen finanzstarke Teams wie Andretti um den Einstieg in die Königsklasse des Motorsports, haben mit General Motors sogar einen der größten Hersteller der Welt hinter sich. Von der Formel 1 wird immer wieder vertröstet, befindet man sich derzeit gerade in der Bewertungsphase und müsse es ohnehin mit den anderen zehn Rennställen regeln. Wie schnell ein elftes Team dann doch am Grid stehen kann, zeigt sich dieser Tage in Silverstone – wenn auch mit einem Augenzwinkern.
Denn dabei handelt es sich trotz elfter Garage aber nicht etwa um weitere Konkurrenz für die etablierten Teams, sondern einen echten Marketingcoup der Königsklasse. Das fiktive Team "Apex", in dessen umgebauten Formel-2-Boliden niemand geringer als Hollywoodstar Brad Pitt sitzen wird, ist in Silverstone für Dreharbeiten dabei. "Wir haben einen der besten Regisseure Hollywoods und einen der besten Stars", freut sich F1-Chef Stefano Domenicali über den fahrenden Pitt und Joseph Kosinski, der als Regisseur die Richtung vorgeben wird. Geschehen soll das im Rahmen von Showveranstaltungen auf der Strecke, das aktive Renngeschehen leidet demnach nicht darunter.
Nach der Netflix-Serie "Drive to Survive" ein weiterer, bedeutender Schritt in der Entwicklung der Rennserie. "Am Anfang wurden wir noch dafür kritisiert, dass wir Kanäle wie Netflix nützen. Wir sehen aber nicht nur aufgrund des Kinofilms eine stetige Weiterentwicklung in der Art und Weise, wie über die Formel 1 gesprochen wird", sagte Domenicali im Interview mit der englischen "Sun", der mit dem Film vor allem Menschen erreichen will, die "absolut keine Ahnung haben, wer wir sind". Schon jetzt dürfte klar sein, dass der Film mit diesem Staraufgebot wohl Potenzial für einen echten Kassenschlager hat. Das kommt aber nicht überall gut an.
Traditionelle Rennfans fürchten bei der jüngsten Potenzierung von Show und Entertainment um die Bedeutung und Werte des Sports. Auch Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko wird man im Film wohl kaum zu sehen bekommen. "Das ist absolut nicht meins", erklärt der Steirer, fügt aber an: "Wenn es den aktuellen Boom bestärkt, ist es für die Formel 1 natürlich eine gute Sache." Und der angesprochene Boom scheint nicht abzureißen, was sich auch finanziell bemerkbar macht. Allein im ersten Quartal 2023 stiegen die Einnahmen um 21 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr.
Wo da noch die Grenze liegt? Etwa beim Rennkalender, der mit 24 Rennen von Ende Februar bis Dezember einen fragwürdigen Rekord aufstellt und das Limit bei einigen wohl schon überschreitet. "Das ist eine massive Packung und unglaubliche Belastung für die Mitarbeiter. Mehr geht nicht und man muss auch aufpassen, dass es in Zukunft mit noch mehr Rennen nicht inflationär wird", zeigt sich auch Marko nicht sonderlich begeistert.