Noch am Freitag schien der Haussegen bei Red Bull Racing ausgerechnet im Heimrennen gewaltig schief zu hängen. Zwar fuhr Max Verstappen wieder einmal die Poleposition ein, dahinter verpasste Teamkollege Sergio Perez aber zum vierten Mal in Folge den Einzug in Q3 – mit Startplatz 15 war auch Teamchef Christian Horner alles andere als zufrieden. "Bleib innerhalb der weißen Linien", ließ er seinem Fahrer über Medien ausrichten, da diesem alle schnellen Runden in Q2 gestrichen wurden.
Viel besser startete auch der Samstag nicht, als sich Verstappen und Perez im Rennen ordentlich in die Quere kamen und sich am Funk jeweils über den anderen beschwerten. Unter manchen Medienvertretern wurde schon getuschelt, dass es eventuell der finale Sargnagel für "Checo" bei Red Bull sein könnte, sollte es zum Streit der beiden kommen.
Was daraufhin folgte, war aber eine Welle der Harmonie im Bullenstall. Doppelsieg im Sprint, niederländisch-mexikanische Versöhnung noch in der Boxengasse, GP-Sieg Nummer 42 für Verstappen am Sonntag und eine fulminante Aufholjagd von Perez, die mit Platz drei gekrönt wurde. "Zwei Poles, Doppelsieg im Sprint, im Hauptrennen der Sieg durch Max, Perez von 15 auf drei und Max hat zu seiner Beruhigung auch noch die schnellste Runde fahren können", sagte Motorsportberater Helmut Marko erleichtert, um kurz darauf das nicht oft verwendete "P-Wort" auszusprechen. "Das ist ein perfektes Wochenende!"
Inflationär wird das Wort "Perfekt" bei Red Bull nicht verwendet, will man doch immer wieder etwas finden, um noch besser zu werden. Im Siegesrausch am Sonntag ließ sich der Grazer aber sogar auf eine noch gewagtere Prognose ein. Denn in der Rangliste der meisten Grand-Prix-Siege in der Formel 1 liegt sein Team nach Spielberg mit 101 Siegen nur noch 13 hinter Williams – Vierter in der ewigen Bestenliste. Soll das Überholmanöver noch in dieser Saison gelingen, bräuchte es in den verbleibenden 13 Rennen ebenso 13 Siege. Eigentlich undenkbar, oder? "Jetzt erwartet man, dass wir alle Rennen gewinnen sollen, was praktisch unmöglich ist", sagt Marko im ORF-Interview, um kurz darauf doch aufhorchen zu lassen: "Aber wenn es so weitergeht, schließe ich es nicht aus." Denn laut Marko sei nach dem "perfekten" Rennwochenende auch eine "perfekte Saison" nicht unmöglich.