An drei Tagen waren 304.000 Fans gekommen. Am Sonntag waren wirklich alle ganz gerührt vom speziellen Medley der steirischen Landes- und der österreichischen Nationalhymne zur Einstimmung eines großen Rennens. Das im "Heimsieg" von Max Verstappen perfekt gipfelte. Und das war auch schon das einzige, das für eine Weile nach dem Rennen festgestanden war.

Was sich nach dem Rennen ergab, war der Formel 1 nicht unbedingt würdig. Aston Martin hatte gegen das Ergebnis Protest eingelegt. Viele Vergehen bei den Tracklimits seien während des Rennens gar nicht behandelt worden. Von 1200 war die Rede. Die FIA ermittelte erneut. Wenigstens wurde dann am Podium nicht mehr gerüttelt. Verstappen vor Leclerc und Perez wurde bestätigt.

Dann folgte – wie so oft in der Formel 1 – das lange Warten auf weitere Entscheidungen. Die Ergebnisse kamen spärlich. Um 21.35 Uhr wurden dann die zusätzlichen Zeitstrafen veröffentlicht: Sainz (10 Sekunden), Hamilton (10), Gasly (10), Albon (10), Ocon (30), Sargeant (10), De Vries (15) und Tsunoda (5). Am schlimmsten erwischte es damit Carlos Sainz (von Platz vier auf sechs).

Wie dem auch sei. Red Bull ist derzeit derart überlegen, dass Verstappen ein ziemlich leichtes Spiel hat. Er kann ...
... 1. die Gegnerschaft nach dem Rennstart gleich aus dem DRS-Fenster schütteln. Die Hauptaufgabe des Führenden. Drei Runden hat der Niederländer dafür in Spielberg gebraucht. Der Rest ist dann Kontrolle.
... 2. schnell und exakt fahren ohne auch nur ein einziges Mal eine Verwarnung für das Überfahren der leidigen Tracklimits zu bekommen.
... 3. dabei die Reifen so schonen, dass mit den Pirellis bis zum Schluss Tempo gemacht werden kann. Um für einen finalen Boxenstopp genug Vorsprung zu haben. Denn genau zwei Runden vor Schluss ging Verstappen auch in Spielberg noch einmal an die Box, auch wenn das Team das Risiko nicht eingehen wollte. Er holte sich die weichsten Reifen ab und brannte in der 71. und letzten Runde 1:07,012 (Schnitt: 231,970) in den Asphalt. Der eine Extrapunkt für die schnellste Runde war einkassiert. "So kann Max sicher besser schlafen", schmunzelte auch Helmut Marko. 26 statt 25 Punkte. Der Niederländer lässt nichts aus.

Der zehnte Sieg in Folge

Red Bull hat jetzt, saisonübergreifend das letzte Rennen 2022 mitgerechnet, zehn Rennen in Serie gewonnen. Den Rekord von McLaren von 1988, als das Duo Senna/Prost 15 von 16 Rennen gewinnen konnte, ist in Reichweite. Das einzige Rennen, das damals McLaren nicht gewonnen hatte war Monza (Gerhard Berger, Ferrari).
So ist man geneigt zu behaupten, die Weltmeisterschaft 2023 ist entschieden. Verstappens jüngster Triumph – sein fünfter in Folge und der siebente in dieser Saison – bedeutet, dass er die Fahrerwertung vor Perez nun mit 81 Punkten Vorsprung anführt. Freilich will er vom Titelgewinn (noch) nichts wissen. "Darüber denke ich nicht gerne nach", kommentierte er. "Ich genieße den Moment, mit diesem Auto zu fahren und mit dem Team zu arbeiten. Ich denke, wir haben das ganze Wochenende über wirklich gute Arbeit geleistet."

Schon am kommenden Wochenende geht es in Silverstone weiter. Das nächste Heimrennen für das Team, liegt Milton Keynes doch nur 25 Kilometer vom ehemaligen RAF-Flugplatz entfernt. Wieder ein Rennen auf einem klassischen Kurs, die so nicht wertvoller sein können.