Was tun mit der derzeitigen Dominanz der Ducatis in der MotoGP? Aufregen? Hinterfragen? Resignieren? Geht es nach Jack Miller von KTM, gibt es für die Konkurrenz nur eine einzige Option: Aufholen – und zwar schnell. Nach dem Fünffachsieg der Italiener am Sachsenring, der bei vielen Konkurrenten für Aufregung sorgte, teilte der Australier so richtig aus. Aber nicht etwa in Richtung Ducati, sondern deren Verfolger. „Wir bei KTM sind die Einzigen, die sich nicht über ihre Motorräder beklagen, sondern wir tun etwas, um die Schwachstellen zu beseitigen. Die anderen benehmen sich wie bockige Kinder, die verärgert ihre Spielsachen aus dem Kinderwagen werfen. Sie sagen einfach, ihre Bikes seien schlecht“, polterte Miller.

Auf Nachfrage von Journalisten ließ sich „Jack Attack“ nicht beruhigen, wenngleich mehrere Medienvertreter festhielten, dass manche Bikes derzeit wirklich kaum konkurrenzfähig seien. „Es ist ihr eigenes Verschulden“, meinte Miller und setzte nach: „Alle jammern über ihre Bikes, aber keiner tut etwas dagegen. Du wirst bezahlt, um ein Motorrad zu fahren, und nicht, um eine verdammte Prinzessin zu sein und dich über dein Bike zu beschweren.“

Miller steht zu seinen Worten

Die Wutrede zeigte Wirkung, der Fünffachsieg von Ducati rückte schnell in den Hintergrund. Auch Tage danach steht er zu seinen Worten, wie er auf MotoGP.com vor dem GP der Niederlander in Assen festhielt. „Ich hätte in meinem Australisch wohl eine bessere Wortwahl treffen können, aber ich stehe zu 100 Prozent hinter dem, was ich gesagt habe. Wenn das Bike nicht das ist, wo es sein sollte, dann wirst du dafür bezahlt, das wieder hinzubekommen.“

Die Aufgabe könnte für KTM, Aprilia, Yamaha und Honda aber kaum schwieriger sein, ist die Dominanz der Italiener 2023 schlichtweg erdrückend. In der Fahrer-WM liegen vier Ducatis an der Spitze, in der Teamwertung mit Pramac, VR46 und dem Werksteam gleich drei Ducati-Rennställe. Zwar ist KTM in allen Belangen „Best of the Rest“, im Kampf um die WM haben die Österreicher aber auch in diesem Jahr wohl kein Wörtchen mitzureden.

Eindrucksvolle Ducati-Dominanz

Die Desmosedicis werden sich die Weltmeisterschaft untereinander ausfahren, was für überschaubare Spannung in der MotoGP abseits der offenen Fahrer-WM sorgt. „Ist es gut für den Sport? Nein!“, weiß auch Jack Miller, der aber ganz klar festhält: „Sie sind vorne, weil sie in den letzten zwölf Jahren einfach alles umgekrempelt haben. Das ist nicht über Nacht passiert, die haben kein magisches Bike gebaut, sondern einfach lange darauf hingearbeitet.“ Genau das muss auch das Ziel von KTM und Co. sein, um den Kampf um die WM in Zukunft nicht zu einer internen Ducati-Meisterschaft verkommen zu lassen.