Barcelona bot fast alles, was das Herz jedes Motorsportfans höher schlagen lässt. Eine fantastische Kulisse mit 285.000 Zuschauern am Wochenende, spannende Positionskämpfe und zahlreiche Überholmanöver. Einziger Wermutstropfen, wie schon viel zu oft in dieser Saison: Die Frage nach dem Sieger war faktisch schon mit dem Qualifying geklärt. Doppelweltmeister Max Verstappen fuhr (wieder) sein eigenes Rennen, gab vom Start weg den Ton an und ließ sich seinen 40. Grand-Prix-Sieg nicht nehmen. Für den Niederländer war es ein wirkliches Traumwochenende: Schnellster in allen Trainingseinheiten, Pole Position, Rennsieg und schnellste Rennrunde – mehr geht nicht. "Es ist einfach eine große Freude, mit einem solchen Auto zu fahren. Das war ein starkes Wochenende von mir und dem ganzen Team. Hoffentlich machen wir so weiter", sagte er über den 99. Red-Bull-Sieg in der Formel 1.

Hinter dem wohl schon feststehenden Weltmeister 2023 entwickelte sich aber ein packendes und für Mercedes überraschend erfolgreiches Rennen. Der Reifenabbau bei den Silberpfeilen war geringer als gedacht, das neue Aerodynamik-Konzept schien vor allem auch gegen Carlos Sainz im Ferrari zu funktionieren und auch in Sachen Strategie erwischte die Mercedes-Box einen guten Tag.

Das ergab letztlich Platz zwei durch Lewis Hamilton und Rang drei für George Russell – der erste Podestplatz für den jungen Briten in dieser Saison. "Ich bin ein wenig überrascht. Das Team hat mir ein richtig gutes Auto hingestellt", freute sich der 25-Jährige über seine Aufholjagd von Platz zwölf. Ähnliche Töne schlug sein Teamkollege an, der in Barcelona den zweiten Podestplatz 2023 einfuhr und sichtlich Freude bei der Siegerehrung hatte. "Was für ein Ergebnis für unser Team. So, wie es gekommen ist, haben wir es nicht erwartet. Wir sind näher an Red Bull dran. Sie sind zwar immer noch ein wenig voraus, aber wir jagen sie", sagte Hamilton.

Helmut Marko noch nicht beunruhigt

Richtig "gejagt" fühlte sich Red Bull Racing zwar noch nicht, die funktionierenden Updates am W14 blieben bei Motorsportberater Helmut Marko jedoch nicht unbemerkt. "Sie haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, sind wirklich sehr gute Rundenzeiten gefahren", erklärte der Grazer. "Solange wir noch relativ komfortabel vorne sind, sollte uns das nicht beunruhigen."

Ruhe will derzeit bei Ferrari weiterhin nicht einkehren. Charles Leclerc schaffte es nach einem völlig verpatzten Qualifying von der Boxengasse aus nicht in die Punkte, sein spanischer Teamkollege Carlos Sainz kam beim Heimrennen nach Startplatz zwei nicht über den fünften Platz hinaus, musste er sogar noch Verstappen-Teamkollege Sergio Perez ziehen lassen. Ähnlich frustrierend verlief das Wochenende für den zweiten Spanier Fernando Alonso mit Rang sieben. Aston Martin scheint im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung an Boden verloren zu haben, Mercedes zog mit Hamilton und Russell auf dem Podest in der Weltmeisterschaft am Überraschungsteam vorbei.