Eine These in der Formel 1 lautet: Je länger ein Reglement Bestand hat, desto leichter fällt es der Gegnerschaft, dem Branchenprimus das Wasser abzugraben. Heißt es jedenfalls – in der Theorie. Denn in der Praxis laufen Mercedes, Ferrari (am Samstag war Qualifying für den GP von Spanien für Charles Leclerc schon im ersten Teil Schluss) und der Rest der Welt den Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Perez schon seit geraumer Zeit hinterher. Ohne auch nur in die Nähe des Windschattens zu kommen.

Es gibt nur kleine, lichte Momente, die die Hoffnung schürten, es möge etwas spannender werden, wenn es um den obersten Podiumsplatz geht. Ein Altmeister wie Fernando Alonso klopft an, die Alpine zeigen nun stärkere Aufwärtstendenzen. Sei’s drum. Red Bull legt immer wieder nach.

Also ist es nur logisch, dass die Konkurrenz bemüht ist, die hellen Köpfe aus Milton Keynes, der Schaltzentrale von Red Bull Racing, abzuwerben, ihnen ein unmoralisches Angebot nach dem anderen zu unterbreiten. Zuerst versuchten Ferrari und Co, das Superhirn Adrian Newey zu angeln. Keine Chance, sagte der Topdesigner der Formel 1. Also versucht man, zumindest die Ingenieure aus dem Dunstkreis von Newey zu holen. Aston Martin gelang es noch Ende des letzten Jahres, Dan Fallows doch an Bord zu holen. Er saß Seite an Seite mit Newey, wenn es um aerodynamische Vorteile der Red-Bull-Boliden ging. Der hoch dotierte Posten eines technischen Direktors war zu verlockend.

Der neuerste Coup

Und McLaren gelang es nun, Rob Marshall (55) mit einem doppelt so hohen Lohn zu locken. Für den ehemaligen Chefdesigner und Leiter der technischen Abteilung ist der Job bei McLaren eine Art Altersvorsorge. Er wird dort mit Peter Prodromou (Aerodynamik) und David Sanchez, der von Ferrari kommt, ein Drei-Mann-Team direkt unter Teamchef Andrea Stella bilden.

Stellt sich natürlich die Frage, ob der Abgang wesentlicher Schlüsselfiguren Folgen haben wird. Für Red Bull wird es in diesem Fall wohl leichter, die Budgetobergrenze nicht zu überschreiten. Und damit mehr Geld für Entwicklungen zu haben, die längst unter Dach und Fach sind. Von heute auf morgen wird sich dennoch nicht viel ändern.