Das Wetter sorgte dafür, dass der Monaco-GP im letzten Renndrittel noch einmal richtig spannend wurde und Action bot – doch Max Verstappen lieferte erneut eine solche Meisterleistung ab, dass die Konkurrenz fast nur noch auf technische Probleme bei Red Bull hoffen muss, will man in diesem Jahr selbst noch einmal ganz oben auf dem Podest stehen. Mit jetzt 39 Punkten Vorsprung auf Sergio Perez, der an der Stätte seines Vorjahreserfolgs nach dem überflüssigen Abflug im Q1 ein Katastrophen-Wochenende erlebte, dürfte auch Red-Bull-intern schon eine gewisse Vorentscheidung im WM-Duell gefallen sein.
Was war das Geheimnis für Verstappens überlegenen Sieg?
Der drohende Regen machte es für den auf Medium-Reifen gestarteten Weltmeister schwierig: Er musste auf dem weicheren Satz deutlich länger als geplant fahren, um nicht Gefahr zu laufen, zwei Mal stoppen zu müssen. Dass er es schaffte, die Reifen 55 Runden lang am Funktionieren zu halten, seinen in der ersten Rennhälfte auf Fernando Alonso herausgefahrenen Vorsprung zu konservieren, war zusammen mit der fantastischen Quali-Runde, die ihm in letzter Sekunde noch die so wichtige Pole Position brachte, die Grundlage für den Erfolg. Da war sogar ein vielleicht etwas zu später Reifenwechsel zu verkraften.
Hätte Fernando Alonso bei anderer Strategie eine Chance gehabt?
Als Aston Martin Alonso bei einsetzendem Regen erst einmal mit Mediums statt mit Intermediates auf die Strecke schickte und der Spanier dann eine Runde später noch einmal an die Box musste, glaubten viele an eine folgenschwere Fehlentscheidung. Doch Alonso verteidigte sich und das Team: Zu dem Zeitpunkt, als er hereinkam, habe es nur an einer Stelle sehr wenig geregnet – und die Vorhersage habe nur von einem kurzen, leichten Schauer gesprochen. Ob bei einem sofortigen Wechsel auf Inters der Sieg möglich gewesen wäre? Aston-Teamchef Mike Krack glaubt nicht daran, Red-Bull-Teamchef Christian Horner vermutet, es wäre für Verstappen zumindest sehr knapp geworden. Tatsache ist: Der Niederländer verlor bei der In-Lap sehr viel Zeit. Aber wahrscheinlich wäre er wohl trotzdem noch mit mindestens zwei Sekunden Vorsprung wieder auf die Strecke gekommen.
Warum war Esteban Ocon im Alpine so gut?
Der Franzose hatte das, was in Monaco so wichtig ist: Von Anfang an ein passendes Auto – und damit den perfekten Aufbau des Wochenendes bis zum Qualifying, in dem er sensationell auf Platz drei landete – nach der Strafe für Leclerc: „Ich hatte das Selbstvertrauen hinter dem Lenkrad, konnte Druck machen und mich von Einheit zu Einheit immer näher an das Limit herantasten, mehr als sonst in Monaco. Das hat es mir erlaubt, diese Qualifying-Runde zu fahren. Und in Monaco sind das praktisch 90 Prozent vom Endergebnis.“ Das Rennen sei dann jedoch deutlich härter gewesen als normalerweise in Monaco, erstens durch den Crash mit Carlos Sainz, der ihm ins Heck fuhr, „wodurch mein Auto leicht beschädigt wurde“, zweitens „durch den Regen, der alles durcheinandergewirbelt hat.“
Was lief bei Ferrari alles schief?
Vieles, angefangen von der Drei-Plätze-Strafe für Leclerc, weil das Team ihn lieber über die Runden der Konkurrenz als über den Verkehr im Qualifying informierte, woraufhin er Lando Norris im Tunnel im Weg stand. Damit war der Monegasse bei seinem Heimrennen von vornherein wieder einmal auf verlorenem Posten. Carlos Sainz leistete sich einen ersten Fehler, als er übereifrig Ocon ins Heck fuhr und sich den Flügel beschädigte und drehte sich dann auch noch im Regen mit den Slicks. Platz sechs und acht für die Roten – Teamchef Frederic Vasseur hatte an seinem 55. Geburtstag nicht viel Freude.
Wie gut sind die Mercedes-Updates?
Rein von den Platzierungen gesehen sind die Ränge vier und fünf für Lewis Hamilton und George Russell jetzt nicht der große Fortschritt, dennoch hat man bei Mercedes zumindest das Gefühl, mit den Updates auf dem richtigen Weg zu sein – auch wenn das in Monaco durch die Streckencharakteristik immer schwer einzuschätzen ist. Hamilton klang recht zufrieden: „Ich bin wirklich happy. Vor dem Wochenende wussten wir nicht, wo wir stehen würden. Es war so viel Arbeit, und wir haben das Auto in einem Stück nach Hause gebracht. Und wir haben die Ferraris geschlagen.“ Er sieht einen Fortschritt und glaubt, dass es in Barcelona noch besser wird.
Karin Sturm