Die Gegner, geschockt von der Überlegenheit von Red Bull Racing, haben Luft geholt, die Kräfte gebündelt. Und selbst in einer rennlosen Zeit über knapp vier Wochen nachgerüstet. So weit es möglich war. Mercedes hat sich schnell vom ersten Autokonzept verabschiedet. James Allison wurde als Technischer Direktor wieder in die erste Linie versetzt, um eine Entwicklung in die richtige Richtung voranzutreiben.
Dass ausgerechnet in Baku, zu Beginn einer rennintensiven Phase mit fünf Grand Prix an sechs Wochenenden, auch ein neues Format rund um Qualifying, Sprint- und Hauptrennen installiert wurde, macht die Sache nicht einfacher, verlorenes Terrain wettzumachen. Es gibt nur mehr ein freies Training am Freitag, dann gleich das Qualifying für das Hauptrennen nach bewährtem Muster.
Direkt ins kalte Wasser
Der Samstag ist im Grunde ein fast losgelöster Tag. Denn nach einem Shootout-Qualifying geht es direkt in das Sprintrennen über 100 km. "Es ist für die Fahrer sehr ungewöhnlich, ohne Freies Training direkt in ein Qualifying zu gehen, sofort eine perfekte Runde hinzulegen", sagt der Renningenieur Andrew Shovlin von Mercedes. Man wird quasi ins kalte Wasser geworfen. Was durchaus seinen Anreiz hat. "So gesehen, wird da wohl mehr gefahren werden müssen." Und weil auch das Freie Training am Freitag auf eine Stunde reduziert wurde, wird es für alle Teams schwer, Erfahrungen und Daten zu sammeln, um sich auf längerfristige Ziele zu konzentrieren, meint Shovlin. Spielraum für Fehler gibt es eigentlich keinen.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sieht in jedem Fall eine Entwicklung nach vorne. "Australien hat gezeigt, dass wir Fortschritte machen, auch wenn wir nicht zu viel in ein einzelnes Ergebnis hineininterpretieren. In der Pause haben wir die Zeit genutzt, die geplante Entwicklung in das Auto zu bringen. Wir werden immer wieder neue Updates bringen."
Auch Ferrari erfüllte bisher nicht die Erwartungen. Rang vier in der WM ist bestimmt nicht der Anspruch der Italiener. Sainz ist WM-Fünfter, Leclerc mit lächerlichen sechs Punkten überhaupt nur Zehnter. Kein Wunder, dass immer wieder Gerüchte über einen Wechsel der Ferrari-Piloten auftauchen. Beide Piloten verbrachten in der Pause viel Zeit im Werk in Maranello, um ihr Feedback für neue Teile zu liefern. "Aufholen wird für alle schwer, wenn sie nicht bald was finden", sagte auch Helmut Marko, der am Donnerstag seinen 80. Geburtstag gefeiert hat.