Zwei Doppelsiege im Gepäck, und dennoch fliegt Red Bull Racing mit einem etwas mulmigen Gefühl nach "Down Under". Mit der diesjährigen Performance hat das nichts zu tun, viel mehr liegt der Grund für die gemischte Gefühlslage in der Vergangenheit. Manche mögen schon von einem "Australien-Fluch" der Bullen sprechen, hat das britisch-österreichische Team seit 2011 durch Sebastian Vettel nicht mehr das Rennen im Albert Park gewonnen. "Das ist ganz sicher nicht zufriedenstellend. In der Vergangenheit hatten wir nie das richtige Auto oder einfach technische Probleme. Deshalb steht das Rennen bei Max ganz oben auf der Liste", erklärt RB-Motorsportberater Helmut Marko.
Denn der Weltmeister konnte das Rennen in Melbourne in seiner Karriere bisher noch nie gewinnen. Der GP von Australien teilt sich dieses Schicksal mit Silverstone, Katar und Singapur. Logischerweise ist die Mission des Niederländers, diese Liste zu verkleinern. "Max ist jetzt wieder topfit und will unbedingt dort gewinnen. Er war in Saudi-Arabien wirklich angeschlagen, das ist ein wenig untergegangen. Ich habe ihn noch nie so angeschlagen gesehen, deshalb war die Leistung auch so beeindruckend."
Beeindruckt, in gewisser Weise, war auch die Konkurrenz vom Saisonstart der Bullen. Zwei Doppelsiege in den ersten beiden Rennen sorgten schon für Weltmeister-Glückwünsche und die alte Diskussion über Spannung in der Formel 1. Lewis Hamilton sagte, dass er "noch nie" ein Auto gesehen habe, dass "so schnell" ist. Die Lobeshymnen und Kritik, man müsse sich etwas überlegen, um die Saison überhaupt noch spannend zu machen, seien laut Helmut Marko "völlig inhaltslos". Der Grazer sagt: "In der WM ist Max nur 14 Punkte vor Fernando Alonso, das ist überhaupt nichts."
Marko legt auch nach in Richtung Lieblingskonkurrent. "Am meisten jammert doch wieder Mercedes, die ja damals selbst ihre Motorleistung zurückdrehen mussten, weil sie so derartig dominant waren." Konkret erinnert sich der Österreicher auch an ein bestimmtes Rennen zurück. "In Spielberg 2014 passierte ihnen das Missgeschick und Kundenteam Williams hatte plötzlich die volle Motorleistung, war sogar Trainingsschnellster. Diese Überlegenheit des Motors hatten wir nie, bei uns ist es eine Mischung aus Chassis, Motor und Fahrer."