Alles wie gehabt, möchte man angesichts des Sieges von Max Verstappen beim ersten Grand Prix des Jahres voller Überzeugung behaupten. Gefolgt auf Rang zwei, mit ehrenhaftem Respektabstand Sergio Perez, der Teamkollege. Die Überlegenheit der Bullen ist frappant. Die Gegner sprechen schon jetzt von „andere Liga“ oder „Parallel-Universum“. Verstappen strahlte natürlich: „Das ist der Saisonstart, den wir wollten und gebraucht haben. Ein perfektes 1-2.“
Verstappen war vom Start weg derart enteilt, dass man schon an der möglichen Spannung zweifelte. Der Werbewert des Sieges für Red Bull war natürlich kaum nennenswert, zu selten war der Niederländer formatfüllend über die Bildschirme dieser Welt geflimmert. Die Show wurde im Mittelfeld geboten. Und die beiden Hauptdarsteller dieser Darbietung sind dem Teenager-Alter der neuen Formel-1-Piloten längst entwachsen. Es war ein Duell um Platz vier zwischen einem siebenfachen Ex-Weltmeister aus Großbritannien und einem zweifachen aus Spanien – Lewis Hamilton gegen Fernando Alonso.
Innerlich von zwei Trainingsbestzeiten entflammt, setzte Alonso zur Jagd an. Mit einem knallharten Ausbremsmanöver ging er an Hamilton vorbei, elf Runden vor Schluss auch noch an seinem Landsmann Carlos Sainz. Damit fuhr Alonso erstmals seit November 2021 wieder auf ein Podium, beim Siegerinterview meinte er nur, „dass es unglaublich ist, was mein Team über den Winter geleistet hat. Ich hatte das zweitbeste Auto von allen, im ersten Rennen für Aston Martin. Das ist völlig surreal.“ Aber schließlich war mit Dan Fallows ein ehemaliger Red-Bull-Ingenieur maßgeblich an der Weiterentwicklung beteiligt. „Er wird sich schon ein paar Kennzahlen gut gemerkt haben“, schmunzelte Helmut Marko, Red-Bull-Motorsportberater.
Das Kräfteverhältnis hinter Red Bull hat sich scheinbar ein bisschen verschoben. Mit ein paar Millionen Dollar zusätzlicher Investitionen kommt Lawrence Stroll seinem Traum, ein Siegerauto zu bauen, immer näher. Für die vermeintlichen Hauptgegner der Bullen, Mercedes und Ferrari, war die Premiere eigentlich ein Desaster. Charles Leclerc rollte diesmal 16 Runden vor Schluss mit seinem Ferrari einfach aus. „No power“, war der Grund. Aber auch ohne Defekt waren die Roten einmal mehr zu langsam. 48 Sekunden hatte der viertplatzierte Carlos Sainz auf Sieger Verstappen verloren, in der Formel 1 ein Lichtjahr.
Mercedes war von der Rennpace im Grunde passabel, wie schon 2022. Mit Hamilton als Fünfter, Russell als Siebenter wird man sich aber einmal mehr überlegen müssen, ob man am Fahrzeugkonzept mit dem superschlanken, weil gar nicht vorhandenen Seitenteil weiter festhalten soll. „Wir werden das Auto komplett auf den Kopf stellen müssen“, deutete Teamchef Toto Wolff im TV-Interview bereits an.