Es war das wohl dramatischste Finale in der Formel-1-Geschichte. Am 12. Dezember 2021 krönte sich Max Verstappen auf einzigartige Weise erstmals zum Weltmeister. In einem verrückten GP von Abu Dhabi hatte der Niederländer am Ende auch aufgrund einer umstrittenen Entscheidung des damaligen Rennleiters Michael Masi die Nase gegenüber seinem großen Kontrahenten Lewis Hamilton vorne.
Die Ausgangslage beim Saisonfinale 2021 war klar: Jener Fahrer, der in diesem Rennen mehr Punkte machen würde, wäre am Ende Weltmeister, da Verstappen und Hamilton gleichauf in den finalen Grand Prix gingen. Bei einem Ausfall des Duos wäre Verstappen Weltmeister gewesen, da er sich mehr Rennsiege im Vorfeld geschnappt hatte. Bereits im Vorfeld stellte die FIA deshalb harte Strafen in Aussicht, sollte es zu einem Zwischenfall oder Crash der beiden kommen.
Trotz der Ausgangslage waren die Bullen durchaus pessimistisch, da Hamilton im Mercedes in den Rennen zuvor mit neuer Antriebseinheit die Muskeln spielen ließ. Und auch in Abu Dhabi sah es lange danach aus. Red Bull und Verstappen waren lange chancenlos, der Champagner für den Briten bereits eingekühlt.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Während des virtuellen Safety-Cars holte Red Bull Verstappen an die Box, um frische Reifen aufzuziehen. Hamilton blieb mit ordentlich Vorsprung auf der Strecke. Nach dem Stopp des Niederländers konnte er den Rückstand aber nicht aufholen, kurz vor dem Ende krachte dann Nicholas Latifi mit seinem Williams in die Bande und löste somit das Safety-Car fünf Runden vor Schluss aus.
Es schien, als würde das Rennen hinter Bern Mayländer zu Ende gehen. Verstappen holte sich aber erneut frische Reifen, Hamilton blieb mit alten Slicks erneut auf der Strecke und war nicht begeistert von der Entscheidung. Noch weniger begeistert war kurze Zeit später Toto Wolff von Michael Masi, der nur den überrundeten Autos zwischen Hamilton und Verstappen das Zurückrunden erlaubte und einen baldigen Restart in Aussicht stellte – mit einer noch zu fahrenden Runde.
In dieser setzte der Niederländer alles auf eine Karte, jagte Hamilton, der mit alten Reifen schlussendlich chancenlos war. Verstappen schnappte sich den siebenfachen Champion in Kurve fünf, verteidigte bis zum Schluss und war sensationell Weltmeister. "Nein Michael, Nein! Das war absolut nicht richtig", polterte Wolff in Richtung Rennleitung.
Den Bullen war es egal, der damals 24-Jährige krönte sich zum nicht unumstrittenen Weltmeister. Die Entscheidungen der Rennleitung sorgten lange für Kritik, Michael Masi kosteten sie schlussendlich auch den Job. Knapp ein Jahr danach zeigte sich auch Verstappen verständnisvoll für das Drama um Hamilton an diesem Abend. "Natürlich fühlte ich mit ihm. Ich habe mir damals gesagt, 'er hat sieben Weltmeisterschaften und er hat auch eine gewonnen, bei der es so aussah, als würde er verlieren, und dann in der letzten Kurve hat er es nicht getan'", sagte der Niederländer und fügte hinzu: "Besonders in dem Jahr, in dem wir natürlich unsere Momente hatten, in denen wir zusammenkamen, aber ich habe ihn immer respektiert und ich denke, wir hatten einen großartigen Kampf."
Auch Monate nach dem finalen "Kampf" zeigten sich Mercedes und Hamilton noch immer gezeichnet von diesem Finale. Die Diskussionen halten bis heute an – und werden es noch länger tun.