Von der „besten Saison in unserer Teamgeschichte“ spricht Red-Bull-Motorsport-Koordinator über 2022 – nach vorzeitigem Gewinn der Fahrer- und Team-WM, bisher 16 Siegen und der Chance, mit Sergio Perez auch noch den Vizeweltmeister zu stellen. Dennoch wandert der Blick bereits weiter in die Zukunft, schließlich gibt es nach dem Tod von Dietrich Mateschitz wichtige Punkte zu klären: den künftigen Stellenwert der Formel 1 im Red Bull-Konzern oder auch die Motorenfrage ab 2026.
In Sachen Unterstützung durch den Red Bull-Konzern in der Nach-Mateschitz-Zeit macht sich Marko keine Sorgen, auch wenn sich in den Strukturen sicher einiges ändern werde, „denn es war ja de facto eine Alleinherrschaft. Aber Red Bull Racing ist das stärkste und effizienteste Marketing-Tool des Gesamtkonzerns. Wir haben schon in der Vergangenheit sehr autark gearbeitet. Wir waren die Einzigen, die sich nicht an bestimmte Firmenregeln halten mussten. Diese Eigenständigkeit gab es mit Zustimmung von Mateschitz. Es ist aber schon durchgesickert, dass die neue Führung die Formel-1-Aktivitäten weiterführen will. Und zwar so wie jetzt, mit einer relativ starken Unabhängigkeit.“
Ein weiterer Knackpunkt ist nach dem Scheitern des Porsche-Deals die Motorenfrage ab 2026. Komplette Eigenständigkeit, Honda – oder doch noch ein anderer Partner, der bis jetzt noch nicht öffentlich im Gespräch ist? Honda würde gerne – es laufen auch Gespräche, aber es bleiben noch viele Fragen zu klären. „Honda ist aber nicht unsere einzige Option“, sagt Marko. „Wir haben unsere Lehren aus der Porsche-Verhandlung gezogen. Es wird sicher keine 50/50-Lösung geben.“
Die Red-Bull-Bosse betonten zuletzt mehrfach, dass man zur Not auch die komplette Antriebseinheit selbst bauen könnte. Man ist nicht auf Honda angewiesen. Außerdem sei der langjährige Partner selbst schuld an der aktuellen Situation: „Wenn sie nicht ausgestiegen wären, hätten wir uns das ganze Investment sparen können“, so Marko. Bis zum 15. November wurde jetzt die Einschreibefrist für die Motorenhersteller, die in der Saison 2026 dabei sein wollen, verlängert. Bis dahin müsste Honda also Farbe bekennen, will man tatsächlich wieder zurückkommen. Interessant dabei: Obwohl sich Honda Ende 2021 offiziell verabschiedet hat, würde man 2026 übrigens nicht als neuer Motorenhersteller gelten. Die Ingenieure würden damit also auch keine Vorteile beim Budget und den Prüfstandsstunden genießen. Schreibt sich Red Bull Powertrains in die Liste ein, hätte man zumindest den Status als 90-prozentiger Neuling – ein Punkt, der eventuell dafür spräche, es allein zu versuchen, vor allem, wenn man mit den Japanern zu keiner befriedigenden Einigung kommt.
Wie befriedigend die Einigung mit der FIA in Sachen Budgetüberschreitung schließlich wirklich war, bleibt aufseiten von Red Bull offen. Fix ist für Marko hingegen nur, dass es in Zukunft Adaption brauche. „Es wird sicher weitere Klarstellungen geben. Jetzt zählt eine Zugfahrt zu einem Rennen etwa zum Cost Cap, ein Flug aber nicht“, meint der Österreicher. Auch sonst sieht er ohne Anpassungen mehrere Teams gefährdet. „Die Energiepreise und Inflation konnte man ja nicht einrechnen. Deshalb erwarte ich mir klarere Auslegungen für das zweite Jahr, da gibt es sicher Gespräche.“