Nicht nur wegen der Erfolge, die Lewis Hamilton in Brasilien gefeiert hat, ist der GP in São Paulo immer besonders für ihn. 2008 holte er sich dort in dem berühmten WM-Finale den ersten Titel seiner Karriere, als er in der letzten Kurve doch noch an Timo Glock vorbeiging und Vierter wurde. Das Rennwochenende von 2021, als er wegen einer technischen Unregelmäßigkeit am Mercedes im Sprintrennen als Letzter starten musste und dann dennoch am Sonntag den Grand Prix gewann, bezeichnet er selbst als "eines meiner allerbesten Rennwochenenden überhaupt".
Die Bindung des siebenmaligen Weltmeisters an Brasilien hat aber vor allem einen anderen Hintergrund. Schon als Kind hatte sich Hamilton Ayrton Senna als sein großes Idol auserkoren – eine Verehrung, die er auch im Verlauf seiner Karriere beibehielt. Mit zunehmendem Erfolg Senna-Rekorde zu brechen, war für ihn immer auch ein stark emotionales Erlebnis, "auch, weil ich früher nie wirklich geglaubt habe, das erreichen zu können". Mehr als einmal fuhr er mit speziellen Helmlackierungen, suchte auch persönlichen Kontakt zur Senna-Familie, unterstützte die Ayrton-Senna-Foundation. Und er schaute sich auch abseits der Strecke einiges von seinem Idol ab: großes Engagement für gesellschaftliche Themen, etwas, das für Formel-1-Piloten auch heute noch eher die Ausnahme als die Regel ist. Sieht man von ihm und Sebastian Vettel einmal ab.
Für Hamilton ist das extrem wichtig – vor allem in Sachen Rassismus, eine Erfahrung, die er selbst immer wieder machen musste. Senna hatte das zu Beginn der 90er-Jahre vorgemacht, als er sich immer wieder mit für einen Angehörigen der Oberschicht sehr ungewohnten Tönen für eine Verbesserung der Situation der unterprivilegierten Bevölkerungsschichten einsetzte. Was ihm damals bei den Eliten nicht nur Beifall einbrachte.
Jetzt hat Brasilien Hamiltons immer wieder betonte Freundschaft zu dem Land mit einer besonderen Auszeichnung belohnt: Am 7. November bekam er einen brasilianischen Pass, wurde in der Hauptstadt Brasilia zum Ehrenbürger von Brasilien ernannt. "Endlich kann ich sagen, dass ich einer von euch bin. Ich liebe Brasilien, ich habe Brasilien immer geliebt. Diese Auszeichnung möchte ich meinem Helden Ayrton Senna widmen", war der Brite gerührt.
Auch deshalb wäre dieses Sprint-Wochenende die perfekte Bühne für die Fortführung seiner eindrucksvollen Statistik. Seit seinem Einstieg in die Formel 1 2007 hat der siebenfache Weltmeister noch nie eine Saison ohne Rennsieg abgeschlossen. In diesem Jahr hat Hamilton dafür noch zwei Chancen.
Karin Sturm