So spektakulär der Premierentitel von Max Verstappen 2021 eingefahren wurde, so unspektakulär folgte sein zweiter Streich. Im Regenchaos von Suzuka stieg der Niederländer "nur" als Rennsieger aus dem Auto, um kurze Zeit später zu erfahren, dass durch die Strafe von Charles Leclerc und der Tatsache, dass die FIA überraschend doch alle Punkte im verkürzten Rennen vergab, sein zweiter Weltmeistertitel fixiert ist.
Verstappen konnte es zunächst nicht glauben, fragte mehrmals nach und jubelte schließlich ausgiebig mit seiner Crew rund um Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Helmut Marko. An die Feierlichkeiten in Abu Dhabi, mit dem wohl spannendsten WM-Finale aller Zeiten, Pyrotechnik und einer ausgiebigen Partynacht kam der zweite Titel aber nicht heran. Die ruhigere Siegesfeier ist auch ein Symbolbild für die Entwicklung des fliegenden Holländers.
Die Rennfahrer-Gene bekam Verstappen von seinen Eltern mit auf den Weg. Vater Jos kam zu 106 Starts und zwei dritten Plätzen in der Formel 1, Mutter Sophie Kumpen fuhr selbst Kart. Sohnemann Max wurde vor allem vom Vater regelrecht in die Königsklasse gedrillt, galt schnell als Ausnahmetalent, was auch im Hause Red Bull nicht unbemerkt blieb. Vor allem Helmut Marko gilt als zweiter Vater seines Erfolges. "Von vier bis 16 Jahren hat mich sicher mein Vater am stärksten gefördert. Dann war es eine Mischung aus meinem Vater und Dr. Marko", sagte der mittlerweile zweifache Weltmeister einmal.
Der Weg zum doppelten Weltmeister
Die weitere Karriere liest sich dann wie aus dem Bilderbuch: Formel-1-Debüt 2015 mit 17 Jahren bei Toro Rosso, ein Jahr darauf die Beförderung zu Red Bull mit dem Debütsieg 2016 in Spanien. "Ich habe keine Antwort, außer: Kappe ab. Das ist ein Jahrhunderttalent", adelte ihn damals Österreichs Motorsportlegende Niki Lauda. Was folgte waren starke Jahre bei Red Bull, in denen Mercedes aber immer die Nase vorne hatte und Verstappen sich nicht nur Freunde machte. Zu aggressiv und ungestüm sei der junge Niederländer, ein Rohdiamant, der noch den letzten Schliff brauche.
Das änderte sich auch in seiner ersten Weltmeistersaison nur bedingt. Auch mit einem ebenbürtigen Red Bull machte sich Verstappen das Leben manchmal selbst schwer, zeigte Nerven und machte Fehler. Hektik, Grabenkämpfe mit der Konkurrenz und Provokationen dominierten den Alltag. Im entscheidenden Moment war er beim Finale aber zur Stelle und gab damals bereits ein Arbeitszeugnis für die Zukunft ab.
Denn als amtierender Weltmeister präsentierte sich Verstappen wie von einem anderen Stern, fuhr phasenweise Rennen für Rennen in seiner eigenen Klasse und blieb dabei absolut fehlerfrei. "Er ist an seiner ersten Meisterschaft so gewachsen und agiert deshalb auf einem unglaublichen Niveau. Das ist eine ganz andere Liga, mit diesem Selbstvertrauen und dieser Kontrolle", lobte Christian Horner seinen Schützling. Es ist die Krönung einer einzigartigen Karriere und ein Statement für 2023. Denn auch im kommenden Jahr wird der Titel nur über den Doppelweltmeister führen.