Nach nur zwei Runden hieß es für die Formel-1-Boliden in Suzuka auch schon wieder, an die Box zu kommen. Der starke Regen ließ vorerst kein Rennen mehr zu, der Grand Prix von Japan wurde unterbrochen. An der Box zeigten TV-Bilder einen wutentbrannten Pierre Gasly, der zuvor beim Rennstart auch eine Werbebande aufs Auto geklatscht bekommen hatte. Grund seiner Aufregung war aber nicht das, sondern ein Zwischenfall nach seinem nötigen Boxenstopp.
Nachdem der Alpha-Tauri-Pilot zurück auf die Strecke kam und zum Feld aufschließen wollte, kollidierte er beinahe mit einem Streckenfahrzeug. Im TV dürfen die Bilder aus rechtlichen Gründen nicht mehr gezeigt werden, im Internet kursieren jedoch Videos von der Szene. "Was macht dieser Traktor auf der Strecke?", funkte Gasly an seine Box, nachdem er knapp an diesem vorbeigerast war. "Das ist inakzeptabel, das glaube ich nicht!" An der Box wütete er: "Ich hätte mich umbringen können!"
Besonders nach dem tragischen Unfall von Jules Bianchi im Jahr 2014 an selbem Ort eine verständliche Reaktion. Dessen Vater attackierte die FIA auf Instagram scharf: "Kein Respekt für das Leben der Fahrer! Kein Respekt für Jules Andenken. Unglaublich!" Auch McLaren-Pilot Lando Norris meldete sich auf Twitter: "Wtf. Wie ist das passiert? Wir haben in so einer Situation vor Jahren ein Leben verloren. Wir riskieren unsere Leben, besonders in Verhältnissen wie diesen. Wir wollen Rennen fahren. Aber das ... inakzeptabel."
Auch Red-Bull-Pilot Sergio Perez schloss sich dem an: "Wie können wir klarmachen, dass wir nie einen Kran auf der Strecke sehen wollen?", schrieb er auf Twitter. "Wir haben Jules wegen dieses Fehlers verloren. Was heute passiert ist, ist absolut inakzeptabel!!!!! Ich hoffe, das ist das letzte Mal, dass ich einen Kran auf der Strecke gesehen habe!"
Die FIA gab kurz später ein Statement zu dem Zwischenfall ab. "Im Zusammenhang mit der Bergung des Zwischenfalls in Runde 3 wurde das Safety-Car eingesetzt und das Rennen neutralisiert", so der Weltverband. "Fahrzeug 10, das einen Schaden erlitten hatte und hinter dem Safety-Car an die Box kam, fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit, um das Feld einzuholen. Da sich die Bedingungen verschlechterten, wurde die Rote Flagge gezeigt, bevor Auto 10 die Stelle passierte, an der es in der Runde zuvor beschädigt worden war."
Nach dem Rennen erhielt Gasly vom Motorsport-Weltverband FIA noch eine Durchfahrtsstrafe wegen zu hoher Geschwindigkeit bei Roter Flagge, weshalb ihm 20 Sekunden auf die Rennzeit addiert worden waren. Gasly, der in der Anfangsphase nach einem Unfall von Ferrari-Pilot Carlos Sainz und einem Start aus der Boxengasse noch zum Feld aufschließen wollte, war mit 251 km/h unterwegs. Außerdem kassierte er zwei Strafpunkte, Gasly beendete das Rennen auf dem 17. Platz.
"Wenn ich das Auto verloren hätte, würde ich nicht hier stehen", war Gasly nach dem Rennen verärgert. "Ich hatte extrem viel Angst." Gasly sei "einfach dankbar, meine Familie und liebsten Menschen wieder zu sehen. Es hätte auch viel tragischer enden können", sagte der 26-Jährige. "Es ist respektlos gegenüber Jules, seiner Familie und allen, die gelitten haben."