Die Entscheidung in der Formel-1-Weltmeisterschaft ist vertagt. Der souveräne WM-Leader Max Verstappen musste sich am Sonntag beim Großen Preis von Singapur mit Rang sieben zufriedengeben, hat fünf Rennen vor Schluss aber weiter 104 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Charles Leclerc. Der Ferrari-Pilot lieferte sich auf dem nassen Stadtkurs unter Flutlicht ein langes Duell um den Sieg, der schließlich an Verstappens Red-Bull-Kollegen Sergio Perez ging.
Perez musste allerdings über zwei Stunden warten, bis sein Sieg auch offiziell wurde. Dann verkündete der Motorsport-Weltverband FIA für einen Zwischenfall während einer Safety-Car-Phase eine Fünf-Sekunden-Strafe für Perez. Das reichte aber noch immer für den Triumph, der Vorsprung auf Leclerc betrug damit allerdings nur noch 2,595 Sekunden. Perez hatte gegen die Regeln verstoßen, weil er sich hinter dem Safety-Car zu weit zurückfallen ließ. Es sollen bis zu zehn Wagenlängen gewesen sein, erlaubt sind aber nur maximal fünf.
Rang drei ging an Leclercs Stall-Kompagnon Carlos Sainz, vor dem McLaren-Duo Lando Norris und Daniel Ricciardo. Der nächste Grand Prix ist für kommenden Sonntag im japanischen Suzuka angesetzt. Wegen des verspäteten Starts konnte das Rennen nicht im vorgesehen Zwei-Stunden-Rahmen beendet werden und endete nach 59 von ursprünglich 61 Runden.
"Es war sicher meine beste Leistung. Die letzten paar Runden waren total intensiv. Im Auto habe ich es gar nicht so gespürt, aber als ich aus dem Auto raus war, habe ich gemerkt, wie hart ich gepusht habe", sagte der 32-jährige Perez. Sein Teamchef Christian Horner stimmte zu: "Weltklasse, sicher sein bester Sieg." Leclerc meinte: "Ich habe gepusht, aber nach dem schlechten Start war es einfach schwierig. Ich hatte ein bisschen durchdrehende Reifen. Körperlich war es schwierig."
"Es war ein fantastisches Rennen von Sergio", freute sich Red-Bull-Berater Helmut Marko im ORF. "Der Druck von Ferrari war massiv über die gesamte Renndistanz." Der Safety-Car-Verstoß sei verzeihlich: "Das kann in so einer Hektik schon einmal passieren."
Das Rennen begann mit einer einstündigen Verschiebung wegen der heftigen Regenfälle, auch für Verstappen startete der 17. Saisonbewerb unerfreulich. Nach der Benzin-Panne vom Samstag-Qualifying nur als Achter gereiht, kam der Niederländer ganz schlecht weg. Vorne zog Perez vorbei an Polesitter Leclerc in Führung, dahinter gruppierten sich Sainz und Lewis Hamilton. Verstappen fiel in der Startphase von Position acht auf zwölf zurück und arbeitete sich nach zwei Safety-Car-Phasen nach der neunten und 22. Runde - nach dem Ausfall von Fernando Alonso in seinem 350. Grand Prix nur virtuell - auf Rang sechs vor.
Die feuchten Verhältnisse auf dem Asphalt bestimmten das gesamte Rennen, das Auftrocknen der Strecke gestaltete sich zäh und hatte seinen Anteil an mehreren, wenn auch nicht allen Ausfällen. Neben Alonso waren Esteban Ocon, Alexander Albon, Yuki Tsunoda, Nicholas Latifi und Zhou Guanyu betroffen. Hamilton krachte etwa nach der Hälfte des Rennens in eine Mauer, fuhr kurz mit hängendem Vorderflügel, ehe dieser ausgetauscht werden musste, und fiel auf Rang neun zurück. Der Siebenfach-Weltmeister sollte in der Endabrechnung auch dort zu liegen kommen.
Nach Tsunodas Ausfall in der 36. Runde hatte neuerlich das Safety-Car seinen Auftritt, nach und nach wechselten die allesamt mit Intermediate-Reifen gestarteten Fahrer auf Slicks. Mit den neuen Pneus wäre der Grand Prix für Verstappen dann schnell fast vorbei gewesen. Ein missglücktes Überholmanöver hinein in den Auslauf kostete wieder zwei Plätze, er fand sich auf seiner Startposition acht wieder und fiel nach dem folgenden Boxenstopp auf den zwölften Rang zurück. Immerhin sicherte er sich auf dem Weg zu seinem zweiten WM-Titel letztlich noch sechs Punkte.
"Siebenter ist besser als Achter, aber dafür bin ich nicht hier", bilanzierte Verstappen nach einem verpatzten Wochenende bei "Sky": "Dann bin ich von hinten in die Punkte, aber das ist nicht da, wo ich sein will." Perez wünschte seinem Stallrivalen unterdessen, dass er in einer Woche den Titel einfährt: "Für Max wäre es schön, wenn er es in Japan klarmachen kann."
Unbeeindruckt vom Geschehen dahinter lieferten sich an der Spitze Perez und Leclerc einen verbissenen Zweikampf um den Sieg. Der Mexikaner hielt den Monegassen aber bis zum Schluss erfolgreich in Schach und jubelte schließlich über seinen zweiten Sieg in diesem Jahr (Monaco) bzw. seinen vierten in der Königsklasse überhaupt.