Feuerwerke explodierten und Konfetti regneten in Zandvoort, als Max Verstappen nach 72 Runden über die Ziellinie fuhr. Die Tausenden Fans der „Orange Army“ – insgesamt 305.000 Besucher zählte das Wochenende – feierten ihren Helden, die Showeffekte ließen fast vermuten, dass der Niederländer bereits Weltmeister sei. Und ehrlich: Das ist er im Prinzip auch. Die Frage nach dem „ob“ stellt sich weniger als die Frage wann Verstappen den zweiten Titel in Folge fixiert. „Es war kein ganz schlechtes Wochenende“, scherzte der bestens gelaunte Sieger, wehrte aber Gratulationen ab. „Die Situation ist ganz okay, der Druck bleibt aber. Das ist auch gut so, wir brauchen immer ein bisschen Druck“, meinte Verstappen, bevor er den Fans artig dankte: „Es war ein wunderschönes Wochenende, diese Unterstützung ist unglaublich! Ich bin einfach glücklich.“
Allerdings musste der amtierende Weltmeister für den zweiten Heimsieg mehr arbeiten, als für den eine Woche zuvor in Spa-Francorchamps. Nach einem guten Start sah zunächst alles nach einem souveränen Erfolg aus. Mit Strategie und überraschend guter Pace machte Mercedes das Rennen aber spannend, hängte dabei Ferrari ab und feierte mit Platz zwei durch George Russell einen unerwarteten Podiumsplatz, der Brite ließ immerhin Charles Leclerc hinter sich. „Die Pace war unglaublich. Dieses Ergebnis gibt uns Selbstvertrauen für die Zukunft, wir kommen der Spitze immer näher“, freute sich Russell. Dabei hätte es noch besser kommen können, denn Teamkollege Lewis Hamilton hatte zwischenzeitlich sogar Chancen auf den ersten Saisonsieg. Zwei Safety-Car-Phasen (einmal Virtual-Safety-Car) und die Entscheidung der Box, ihn in dieser Phase als einzigen Top-Piloten nicht mit neuen Reifen auszustatten, ließen ihn aber noch auf Rang vier zurückfallen.
Während sich der siebenmalige Champion am Funk aber während des Rennens noch lauthals über die Strategie beschwert hatte, wirkte er nach dem Rennen gelöst: „Für mich war es ein super Rennen, solche Emotionen habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Das Auto war super, ich kann so viel Positives mitnehmen. Ein Sieg ist in diesem Jahr auf jeden Fall möglich“, schwärmte Hamilton über seinen „Silberpfeil“.
Der Konstrukteursweltmeister des Vorjahres holt also schnell und weiter auf. Leclercs Podest war für Ferrari zwar Schadensbegrenzung, abermals vergeigte man aber einen Boxenstopp – diesmal den von Carlos Sainz. Die Scuderia hat aber nicht mehr Red Bull als WM-Konkurrent, die „Bullen“ sind in Fahrer- wie Konstrukteurswertung enteilt. Für Ferrari gilt es, Platz zwei abzusichern. Beim Tempo von Mercedes und nur 30 Zähler Polster kein leichtes Unterfangen. „Wir müssen unser Potenzial ausschöpfen und schauen, was möglich ist“, meinte der (nieder-)geschlagene Leclerc.