Zum Ende der Sommerpause – wie wichtig ist es für einen Hersteller, in der Formel 1 zu sein?
JEAN-PHILIPPE IMPARATO: Ganz einfach: Ich will gesehen werden, geliebt werden und ich will verwegen sein. Und die Formel 1 ist doch irgendwie die Synthese dieser Message. Alfa Romeo ist die Premium-Marke des Stellantis-Konzerns, insofern ist die Formel 1 das Richtige. Weil sie eine Art „Schule der Exzellenz“ ist – und auch bei Alfa will ich Qualität ohne Kompromisse.

Was macht die Formel 1 denn so besonders?
Vergessen wir nicht, die Formel 1 war schon vor zehn Jahren elektrifiziert. Und vor allem, was die Software betrifft – und die wird von vielen noch unterschätzt – performt die Formel 1 mehr als alles andere.
Und doch ist Alfa nur als Partner und nicht als Hersteller an Bord.

Warum?
Weil das für mich der perfekte Weg ist. Wir wissen ja erst seit Kurzem, was es für ein neues Regelwerk gibt. Oder besser: Wir wissen grundsätzlich nicht, was 2023 alles passieren wird. So ist die Formel 1 für uns ein fixer Betrag, es sind Marketingkosten. Leidenschaft, ja, aber mit einem fixen Kostenrahmen. Ich brauche in der Wirtschaft den richtigen „Return on Investment“. Den haben wir in diesem Modell. Würden wir es ändern, würden wir unsere eigenen Erwartungen wohl nicht erfüllen.

Apropos Erwartungen: Sie haben den ersten chinesischen Fahrer – als Schuhlöffel für den chinesischen Markt?
Es hilft sicher. Aber wir arbeiten nicht wegen des Marketings mit ihm. Er ist kein Tool, wenn sie so wollen. Er ist ein Fahrer, ein sehr guter. Und man hat nach dem Unfall in Silverstone, wo noch dazu erstmals nach Jahren seine ganze Familie dabei war, gesehen, welchen Kampfgeist er hat – er saß fünf Tage später bei euch in Österreich wieder im Auto.
Man hört allseits davon, dass die Partnerschaft verlängert wird, aber was fehlt, ist die Vollzugsmeldung. Wir werden das bald angehen und wohl auch bald verkünden. Wären wir nicht zufrieden, dann hätten wir das schon gesagt.

Dazu kommen die Gerüchte, dass mit dem neuen Motorenreglement Audi bei Sauber einsteigt – was sagen Sie dazu?
Uns geht es trotz all dieser Diskussionen gut. Die, die an dieser Lösung arbeiten, arbeiten für das Jahr 2026 und die Jahre danach. Aber wir werden allein von jetzt bis dahin so viele Änderungen erleben, dass ich das ganz entspannt sehe. Was auch immer im besten Interesse jedes Herstellers ist, das werden wir respektieren.

Als ausgewiesener Marketing-Experte: Was macht die Formel 1 derzeit so gut, dass sie so boomt?
Das beginnt ganz oben, beim Chef: Stefano Domenicali macht einen großartigen Job. Dazu kommt die Tatsache, dass man versucht, alles rund um einen möglichst geringen CO2-Abdruck zu bauen. Drittens wird die Formel 1 durch neue Organisationen – wie Netflix – unterstützt, das wirkt global. Und viertens haben wir gute Fahrer und gute Rennen. Ich war in Österreich im Team-Hotel – und hab noch nie so viele Kinder gesehen, die Autogramme wollten. Alle, die sagen: Unsere Welt ist am Ende, hört mit Motorsport auf, denen sage ich: Sicher nicht! Wir werden mit der Formel 1 die sein, die den Weg vorgeben – nur ohne CO2-Ausstoß!

Nicht nur für die Formel 1 gilt aber: Der Sound macht die Musik – wie löst man dieses Problem im Zeitalter von E-Mobilität?
Ich etwa habe mit Alfa alle Sounds. Es muss nur jeder wissen, dass sie Fake sein werden. Abseits der Formel 1 wird sich der Kunde den Sound selbst wählen können im Auto. Aber die E-Mobilität – und Alfa hat sich verpflichtet, bis 2027 elektrisch zu sein – bietet auch viele Vorteile.

Nämlich?
Der Performance-Level, die Kraft der Autos ist unglaublich. Worum es aber geht, ist es, wie es sich in den Kurven anfühlt – das wird unsere Mission sein.

Und E-Fuel?
Ich denke, das ist im Moment nur für den Motorsport – als Alfa kann ich aber nicht in alle Richtungen entwickeln. Dazu kommt: Willst du wirklich 5 Euro für einen Liter Sprit zahlen? Ich denke, das werden nicht viele sein, die sich das leisten können.

Sie sprachen vorher die Software an – was wird da unterschätzt?
Es wird in Zukunft darum gehen, dass der Fahrer im Zentrum steht. Es geht um die neue Intelligenz, darum, dass wir alle Daten dazu verwenden, um die Effizienz zu verbessern. Und der Motorsport kann da sehr viel bringen, darum ist er ja so wichtig.

Sie waren beim Grand Prix von Österreich zu Gast. Wie gefiel es Ihnen in der Steiermark?
Ausgezeichnet. Ich kann so viel sagen: Ich habe meine Frau angerufen damals und gesagt: Ende August werden wir hier in Österreich eine Woche Urlaub machen. In Salzburg vielleicht. Oder vielleicht in der Südsteiermark, die wurde mir empfohlen.