Silber mischt wieder richtig mit in der Formel 1. Zum Gewinnen reicht es noch nicht ganz. Aber Lewis Hamilton und George Russell mussten sich am Sonntag beim Großen Preis von Ungarn nur Max Verstappen geschlagen gegen. Zwei Mercedes auf dem Podium, aber kein Ferrari. Die wohl einmal mehr sich reifenstrategisch verspekulierten. Einmal mehr konnten Leclerc und Sainz mit dem angeblich überlegenen Ferrari nicht einmal in die Top-3 fahren. Nun hat Verstappen schon 80 Punkte Vorsprung auf Leclerc. "Ich habe nur gehofft, einmal in die Nähe des Podiums zu kommen. Beim Dreher hatte ich mit der Kupplung ein paar Probleme. Es war ein großartiges Rennen, es lief alles perfekt", strahlte Verstappen nach dem Rennen.
Zu Beginn legte George Russell ein unglaubliches Tempo vor. Den Vorteil des besseren Grips dank der weichen Reifen nutzend, schüttelte er die beiden Ferraris gleich nach fünf Runden aus dem DRS-Fenster.
Währenddessen pflügte von hinten Max Verstappen durchs Feld, der mit Motorproblemen im Qualifying zu kämpfen gehabt hatte und bei dessen Red Bull die gesamte Power-Unit getauscht wurde. Von Platz zehn aus ins Rennen gegangen, war der Niederländer schon auf Rang sechs vorgefahren. Und im zwölften Umlauf legte sich der WM-Leader einen Lewis Hamilton und einen Lando Norris zurecht.
In Runde elf büßte Norris im Dreikampf gleich zwei Plätze ein, er musste Hamilton und Verstappen ziehen lassen. Und ab Runde 17 begann die Phase der ersten Boxenstopps. George Russell behauptete vorerst die Führung gegenüber Carlos Sainz. Charles Leclerc drehte einmal auf Platz eins ein paar schnelle Runden zusätzlich, ehe der Monegasse erst in der 21. Runde die Reifen tauschen ließ – und er konnte in der Box zumindest einmal seinen Teamkollegen aus Spanien überholen.
In Runde 25 blies Leclerc dann zum Generalangriff. Sukzessive rückte er dem führenden Russell Meter um Meter näher, erhöhte den Druck auf den Briten. Durch das Duell Russell gegen Leclerc rückten auch Sainz und Verstappen näher, aber in Runde 31 knackte Leclerc den Mercedes-Piloten.
Und weil's scheinbar noch immer nicht spannend genug war, meldete Verstappen zur Halbzeit erste Regentropfen. "Es wird rutschiger", meldeten einige Fahrer. Richtig zu schütten begann es aber nicht. Nichtsdestotrotz baute Leclerc den Vorsprung immer mehr aus. Verstappen wechselte in Runde 39 noch einmal die Reifen, noch einmal auf die "Gelben". Gleich darauf tauschte Leclerc, der gezwungenermaßen aber die harten Pneus wählen musste. Ein Reifen, der am Wochenende kaum einmal ordentlich funktionierte. Bei keinem einzigen Team.
Leclerc kam da auch nur knapp vor Verstappen zurück. Und der Red-Bull-Pilot zog in Runde 41 relativ locker am Ferrari vorbei. Aber diesmal unterlief auch Verstappen ein Fehler. Er drehte sich in der Haarnadel, Leclerc war wieder vorne. Aber nur bis zur 45. Runde. Da konnte Verstappen wieder den Ferrari dank DRS überholen.
Damit war alles klar für den achten Saisonsieg des WM-Führenden. Noch lag Verstappen zu diesem Zeitpunkt auf Rang drei, Leclerc auf vier. Weil Carlos Sainz und Lewis Hamilton ihren zweiten Stopp erst in Runde 48 (Sainz) und 52 (Hamilton) einlegten.
Ein Fehler in der Zielkurve kostete Leclerc dann auch den zweiten Rang. Denn Russell schlüpfte auf der Geraden locker durch. Ferrari versuchte noch zu retten, was zu retten ist. Man holte Leclerc zum dritten Reifenwechsel an die Box, als Sechster kam er wieder auf die Strecke, diesmal mit den weichen Reifen.
Die Spannung ließ bis zum Schluss nicht nach. Denn Lewis Hamilton schickte sich an, auch noch Carlos Sainz vom Stockerl zu stoßen. Immer formatfüllender tauchte er im Ferrari-Rückspiegel auf. Hamilton nutzte seine frischeren Reifen im Finale, um Sainz und auch noch Teamkollegen Russell zu überholen.
Am Ende konnten auch ein paar Regentropfen mehr den Verstappen-Sieg nicht verhindern. Er gewann zum 28. Mal in seiner Karriere. Nun hat er 80 Punkte Vorsprung auf Leclerc. Und es stellt sich wohl nur noch eine Frage: Nicht ob Verstappen Weltmeister wird, sondern wann ...