Sebastian Vettel, der talentierte Rennfahrer aus Hessen, der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. Er hatte eine Gabe und ein Potenzial, das viele orakeln ließ: Dieser Mann hat eine große Zukunft im Motorsport vor sich. Er hat alle Prophezeiungen erfüllt: Vier Mal in Folge, von 2010 bis 2013, war er der erfolgreichste Formel-1-Fahrer der Welt.
Diese Zeilen aus vergangenen Tagen lesen sich nahezu unwirklich, denn: Das Bild hat sich gewandelt. Der begnadete Rennfahrer von früher, der ist Sebastian Vettel auch mit 35 Jahren noch immer. Aber er ist so viel mehr. Der Schutz unserer Umwelt, der Wettlauf gegen die Erderwärmung und soziale Gerechtigkeit beschäftigen ihn nicht nur, er handelt. „Es gibt immer ein Rennen zu gewinnen“, steht auf seiner gestern gegründeten Instagram-Seite. Die Doppeldeutigkeit nützte Vettel, um sein Karriereende kundzutun: Die aktuelle Saison, sie wird die letzte sein.
Die Formel 1 verliert einen hervorragenden Rennfahrer, vielmehr aber eine große Persönlichkeit. Wenn jemand, der vier Mal in Folge den WM-Titel gewonnen hat, behauptet, dass das beste Rennen noch bevorsteht, weiß man: Dem Ehemann und Vater dreier Kinder geht es um mehr. „Mich der Formel 1 so zu widmen, wie ich es in der Vergangenheit getan habe, wie ich es für richtig halte, und ein guter Vater und Ehemann zu sein, passen für mich nicht mehr zusammen.“
Die Gründe für den Abschied sind berührend. Er möchte seine Kinder „aufwachsen sehen, ihnen meine Werte weitergeben, ihnen zuhören und mich nicht verabschieden müssen. Ich möchte von ihnen lernen und mich von ihnen inspirieren lassen.“ Die Worte sind aber auch mahnend. „Formel-1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht mehr gefallen. Vielleicht werden diese irgendwann gelöst. Aber der Wille, diese Veränderung umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen“, sagt Vettel und bleibt in seinem Fachjargon: „Das Rennen hat bereits begonnen.“