Nelson Piquet fühlt sich missverstanden. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister hat sich einen Tag, nachdem eine als rassistisch gewertete Äußerung gegenüber Lewis Hamilton eine Runde um den Globus gedreht hatte, beim Briten entschuldigt. Allerdings würde der von ihm verwendete Begriff "neguinho" (wörtlich übersetzt: kleiner Schwarzer) keineswegs eine Beleidigung darstellen, sagte der 69-jährige Brasilianer.
"Ich entschuldige mich bei allen Betroffenen, auch bei Lewis, der ein großartiger Fahrer ist, aber die Übersetzung, die in einigen Medien und in den sozialen Medien kursiert, ist nicht korrekt. Diskriminierung hat weder in der Formel 1 noch in der Gesellschaft etwas zu suchen", erklärte Piquet.
Es handle sich um einen in seiner Heimat durchaus gängigen Ausdruck, meinte er. "Er gehört im brasilianischen Portugiesisch zu den weit verbreiteten und historisch gewachsenen Begriffen, die als Synonym für 'Kerl' oder 'Person' verwendet werden, und niemals mit der Absicht, jemanden zu beleidigen. Das Wort, das mir in einigen Übersetzungen vorgeworfen wird, würde ich nie verwenden. Ich weise jede Andeutung zurück, dass das Wort von mir mit dem Ziel verwendet wurde, einen Piloten wegen seiner Hautfarbe herabzusetzen", meinte Piquet.
Gleich zweimal hatte der nunmehr mit vehementer Kritik aus aller Welt konfrontierte Piquet in einem Gespräch auf einem Youtube-Kanal vom vergangenen November das Wort im Zusammenhang mit dem Unfall zwischen Hamilton und Max Verstappen im Vorjahr in Silverstone gebraucht. Nach Ansicht von Piquet war ein Fehler Hamiltons der Grund. Der zuvor führende Verstappen war ausgeschieden, Hamilton gewann trotz einer Zeitstrafe den Grand Prix.
Der Aufschrei der Empörung ging nach Verbreitung des Piquet-Videos durch das gesamte Fahrerlager, nur Red Bull hat sich bisher nicht geäußert. Die Pikanterie dabei: Piquet ist der Vater der Lebensgefährtin Verstappens.
Piquet liegt mit seiner Argumentation nicht ganz falsch. In Wörterbüchern wird der Begriff "neguinho" folgendermaßen erklärt: "Umgangssprachliche Bezeichnung für eine beliebige Person". Verwendet wird er allerdings vorwiegend innerhalb der afrobrasilianischen Gesellschaft. Weil Piquet kein Schwarzer ist, kann die Aussage als herabwürdigend gedeutet werden.