Fans der Formel 1 werden den 18. Juli 2021 so schnell nicht vergessen. Beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone erlebte der bis dahin schon spannende Titelkampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton eine neue und dramatische Episode. Nach seinem Sieg beim Großen Preis von Österreich führte der Niederländer in der Weltmeisterschaft bereits 32 Punkte vor seinem britischen Konkurrenten. In Spielberg waren erstmals wieder tausende Fans zu einem Rennen zugelassen, dementsprechend frenetisch wurde der Heimsieg von Red Bull in der Steiermark auf gefeiert.
Mercedes in Form von Hamilton musste antworten, um in der Fahrerwertung noch ein Wörtchen mitreden zu können. Die Sprint-Session schnappte sich aber Verstappen vor den beiden Silberpfeilen, was dem 24-Jährigen auch die Pole-Position für das Rennen am Sonntag einbrachte. Für Spannung war gesorgt, startete Hamilton direkt hinter Verstappen ins Rennen und versuchte von Sekunde ein an, vor den Augen seiner britischen Fans, am Niederländer vorbeizugehen. Kurve um Kurve lieferten sich die beiden einen packenden Kampf, bis es schließlich mehr als nur ein bisschen krachte.
Heftiger Crash
Denn die beiden Boliden berührten sich bei hohem Tempo, was zur Ursache hatte, dass Verstappen mit seinem Boliden heftig in einen Reifenstapel einschlug. Messungen ergaben, dass der WM-Führende Gravitationskräften von 51 g ausgesetzt war. Astronauten erleben beim Start einer Rakete G-Kräfte von etwa drei bis vier g. Während der Niederländer in Krankenhaus musste, fasste Hamilton eine Strafe von zehn Sekunden aus, gewann sein Heimrennen aber trotzdem noch und ließ sich das Bad in der Menge mit Flagge über dem Kopf nicht entgehen.
Was folgte, waren Schuldzuweisungen von Red Bull und Mercedes an den direkten Konkurrenten. "Hamilton hat ihn von der Strecke gedrängt. Max hat genug Platz gelassen. Das braucht es nicht nur sportliche Strafen. Das ist ja gemeingefährlich. Zehn Sekunden als Strafe dürfen da nicht reichen", sagte Motorsportberater Helmut Marko damals. Teamchef Christian Horner erklärte: "Diese Strafe passt nicht für diese Tat, das war ja fast schon ein Verbrechen. So ein Verhalten erwartet man nicht von einem siebenmaligen Weltmeister. Das war eine Verzweiflungstat."
In wichtigster Sache vereint
Ganz anders die Sichtweise von Mercedes. "Das ist keine Strafe laut Regelwerk. Da kämpfen zwei Fahrer um jeden Zentimeter und der Unfall sieht hässlich aus, aber das gehört eben dazu", erklärte Toto Wolff und wollte von der "Verzweiflungstat" nichts wissen. "Lewis fährt nie mit Wut im Bauch, das hat er noch nie gemacht. Er ist kein Fahrer, der so einfach jemanden abschießt."
Nicht nur während den Teams ging es in Folge heiß her, auch in den Sozialen Netzwerken kochte die Stimmung auf abscheulichste Weise über. Hamilton wurde übelst rassistisch beleidigt, was Mercedes und Red Bull in Statements verurteilte. In der wichtigsten Sache zeigten sich die beiden Konkurrenten also vereint, während die Grabenkämpfe abseits der Strecke weitergingen. Der WM-Kampf hatte in Monza einen weiteren Crash zur Folge, ehe er in einem völlig verrückten Finale in Abu Dhabi gipfelte, aber das ist eine andere Geschichte.