Die „Diva“ der Saison kommt in der Formel 1 in diesem Jahr nicht aus Italien, sondern aus dem Hause Red Bull. Während in der Vergangenheit Ferrari mit Problemen in Sachen Zuverlässigkeit zu kämpfen hatte, ist es in diesem Jahr der britisch-österreichische Rennstall. Doppelausfall zum Saisonauftakt in Bahrain, bitteres Aus von Weltmeister Max Verstappen in Australien. Zweimal hakte es in Sachen Treibstoffzufuhr. „In Melbourne ist eine Benzinleitung geplatzt, warum genau, wissen wir noch nicht. Dieses Problem sollten wir aber in den Griff bekommen haben“, erklärte Motorsportberater Helmut Marko vor dem GP der Emilia-Romagna, dem „Heimspiel“ des großen Konkurrenten Ferrari in Imola.
Ob die „Bullen“ dabei auch die Pace von Ferrari in den Griff bekommen, bleibt fraglich. In Australien hätte es auch ohne Ausfall kaum zu Platz eins gereicht. „Das war das einzige Mal in dieser Saison, wo wir nicht auf ihrem Niveau waren. Grund dafür waren Abstimmungsprobleme und dass wir die Temperatur nicht in die Reifen bekommen haben“, meint Marko und fügt hinzu: „Die Strecke in Australien ist atypisch, die hat nicht viel Aussagekraft. Wir waren sonst immer absolut wettbewerbsfähig.“
Der Steirer übt sich also in Optimismus, auch weil Red Bull ein Ass im Ärmel hat. In Imola geht der Rennstall mit einem ersten, kleinen Update an den Start. „Wir gehen jetzt voll auf Angriff und bringen ein Paket, das auch eine Gewichtsreduktion beinhaltet, auch wenn diese nicht sehr groß ist.“ Warum das gerade an diesem Wochenende ein riskantes Unterfangen ist, erklärt ein Blick auf das Programm. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es einen Sprint am Samstag, damit bleiben den Teams weniger Trainingskilometer. Marko: „Normal hast du drei Trainings, um die perfekte Abstimmung zu finden, diesmal nur eins vor dem Qualifying. Updates an beiden Autos zu bringen, birgt da schon ein ordentliches Risiko in sich.“
Dieses muss Red Bull eingehen, soll es 2022 noch zur erfolgreichen Titelverteidigung reichen. Saisondominator Charles Leclerc führt in der WM bereits 41 Punkte vor Sergio Perez, auf Verstappen hat der Monegasse sogar 46 Zähler Vorsprung. Zwar sind erst drei von 23 Rennen gefahren, Siege und Punkte braucht es bei Red Bull trotzdem besser früher als später.
Im Idealfall laut Marko bereits an diesem Wochenende, an dem auch ein ganz anderer Faktor mitspielen könnte: „Der Wetterbericht sagt Nässe voraus. Es könnte also richtig spannend werden.“ Warum die prognostizierten Regentropfen vor allem beim „Doktor“ für Vorfreude sorgen, ist schnell erklärt. Im Vorjahr entschied sein Schützling Verstappen ein packendes Rennen vor Lewis Hamilton auf nasser Strecke für sich und fuhr zum Sieg.