Nur einer hätte Charles Leclerc beim Großen Preis von Australien stoppen können. Sein Name: Charles Leclerc. Der Monegasse fertige seine Konkurrenz in Melbourne förmlich ab, fuhr über die gesamte Renndistanz in einer eigenen Liga uns sicherte sich so ohne das kleinste Problem den vierten Sieg seiner Karriere. Sein Talent ist seit seinem Einstieg in die Formel 1 unbestritten, nun hat er aber auch die nötigen Pferde unter seinem Gesäß, um sein Können in Sieg ummünzen zu können. "Wir konnten das komplette Rennen kontrollieren und ich hoffe, es geht so weiter", sagte der 24-Jährige nach seinem Sieg und fügte dann die entscheidende Erklärung für seine Dominanz an: "Wir haben ein unglaubliches Auto, die Pace stimmt und es ist enorm zuverlässig. Wenn es so bleibt, haben wir Titelchancen, auch wenn es jetzt noch zu früh ist, darüber nachzudenken."
Zu früh, vielleicht, sind doch erst drei von 23 Rennen gefahren. Ganz unrealistisch ist der erste Weltmeistertitel für die Scuderia seit 2007 aber nicht, vor allem mit Blick auf die Konkurrenz. Leclerc sprach nämlich genau die zwei Aspekte an, die Ferrari derzeit von Red Bull und Mercedes absetzt: Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit. In der jüngeren Vergangenheit noch bekannt für eine schwächelnde Antriebseinheit, fragwürdige Strategien und strittige Entscheidungen, läuft der Motor derzeit auf und abseits der Strecke wie geschmiert - im Gegensatz zum wohl stärksten Konkurrenten.
Denn trotz des zweiten Platzes von Red Bull durch Sergio Perez, strauchelt der österreichische Rennstall, was nicht nur der Ausfall von Weltmeister Max Verstappen zeigt. Diesmal soll ein Benzinleck Schuld daran gewesen sein, die "Diva", wie Motorsportberater Helmut Marko den RB18 im Gespräch mit der Kleinen Zeitung beschrieb, scheint in Sachen Zuverlässigkeit bisher mehr schlechte als gute Tage zu haben. Während diese Probleme lösbar erscheinen, rätselt der Bullenstall über den großen Rückstand zu Ferrari. In Melbourne hätte Verstappen auch ohne Ausfall kaum Chancen auf den Sieg gehabt. "Auf den gelben Reifen waren wir chancenlos aufgrund des sehr starken Grainings, da war sogar Mercedes schneller", erklärte Marko und fügte hinzu: "Ferrari war eine Klasse für sich, der Rückstand ist alarmierend. Sie haben kein Problem, das Tempo nach Belieben zu kontrollieren und die Reifen immer und überall ins richtige Fenster zu bringen."
Während Red Bull nur knapp am Desaster vorbeischrammte, ging es für Mercedes in Sachen Ergebnisse zwar nach vorne, mit Ferrari kann es der Serienweltmeister der Vergangenheit aber ebenfalls nicht aufnehmen. "Natürlich war es ein gutes Resultat, sogar besser als erwartet, mit Platz drei und vier", erklärte Lewis Hamilton. Der achtfache Weltmeister sieht sein Team aber ebenfalls derzeit ohne Chance: "Wir haben noch Defizite in der Leistung und es ist schwierig zu sagen, ob wir es in den Griff bekommen für die nächsten Wochen. Für dieses Wochenende haben wir keinen großen Schritt gemacht."