Vor allem in den US-amerikanischen Sportserien gibt es zumeist nicht nur einen Preis für den Sieger, das beste Team oder den stärksten Spieler. Oftmals wird auch das größte Comeback eines Sportlers geehrt, eine Honorierung der anstrengenden und harten Reise zurück an die Spitze. In der Formel 1 ginge dieser Preis derzeit wohl ohne Diskussion an Kevin Magnussen, der zum Saisonauftakt mit seinem Haas auf den sensationellen fünften Rang fuhr und somit in nur einem Rennen dreimal so viel Punkte sammelte, wie das gesamte Team in den vergangenen zwei Jahren. "Das war verdammt noch mal perfekt, Jungs!", schrie der Däne förmlich per Teamradio und sicherte sich auch gleich Lobeshymnen von Teamchef Günther Steiner: "Wir haben unseren Wikinger wieder."

Keiner der beiden hätte vor wenigen Wochen noch gedacht, dass sich die Wege erneut kreuzen würden. Nach einer enttäuschenden Saison 2020 setzte Haas seine Piloten Roman Grosjean und Kevin Magnussen vor die Tür, holte mit Mick Schumacher und Nikita Mazepin zwei Rookies in die Königsklasse des Motorsports. Mit dem Deutschen sorgte der Nachzügler im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit trotz schwacher Ergebnisse, Mazepin war mit der Firma seines Vaters im Rücken für das nötige Kleingeld verantwortlich. So richtig überzeugen konnte das Duo aber nicht, was mit Sicherheit auch an der unterirdischen Performance des Autos lag.

Kurz vor den ersten Testfahrten überschlugen sich dann die Ereignisse beim Rennstall von Gene Haas. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine trennten sich die Verantwortlichen sowohl von Vater und Sohnemann Mazepin. Somit verschwand Uralkali als Hauptsponsor, Nikita als zweiter Fahrer und die russische Lackierung wich einer eigens angebrachten US-amerikanischen Flagge. "Das war alternativlos, wir mussten Konsequenzen ziehen als Team", erklärte Steiner die Entscheidung. Schnell kochte die Gerüchteküche auf, Formel-2-Sieger Oscar Piastri schien ein heißer Kandidat auf das freie Cockpit zu sein. Geworden ist es überraschenderweise Magnussen, der wohl mit seiner Routine und Erfahrung im Team punkten konnte.

Die Ungereimtheiten der Vergangenheit wurden schnell ausgeräumt, der Däne konnte das Angebot nicht ausschlagen. Auch, wenn er eigentlich andere Pläne gehabt hätte. "Ich hatte mich für 2022 eigentlich in eine andere Richtung orientiert. Die Gelegenheit, wieder in der Formel 1 zu fahren, noch dazu für ein Team, das ich extrem gut kenne, war aber einfach zu verlockend." Bereits bei den Testfahrten zahlte er das Vertrauen mit starken Rundenzeiten zurück. Der Haas wirkte konkurrenzfähig, das Fahrerduo plötzlich auch. Die Bestätigung dafür gelang im ersten Saisonrennen mit seinem fünften Platz und auch Schumacher zeigte mit Rang elf auf. Haas und Magnussen sind die große Sensation dieser Weltmeisterschaft, oder wie es der 29-Jährige sagt: "Wie es aussieht, geht der Wahnsinn weiter!"