Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht das verlorene Formel-1-Finale 2021 in Abu Dhabi als Ansporn für das neue Jahr. "Diese Ereignisse, und das Verlangen, Unrecht wieder gut zu machen, hat mit Sicherheit Energie freigesetzt", sagte der Wiener der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag) im Interview. "Und seien wir doch mal ehrlich: Die Seriensieger Mercedes und Lewis Hamilton waren zuvor nicht sonderlich populär", fügte er hinzu.
Nach fragwürdigen Entscheidungen von Rennleiter Michael Masi hatte der in Führung gelegene Mercedes-Pilot Hamilton im vergangenen Dezember den WM-Titel in der letzten Runde noch an Red-Bull-Pilot Max Verstappen verloren. Der Motorsportweltverband FIA, der das Formel-1-Reglement überwacht, hat inzwischen Masi abgesetzt und die Regeln zur Safety-Car-Phase, die damals im Fokus standen, präzisiert.
Das Duell Verstappen gegen Hamilton ist jedenfalls auch das Thema vor dem WM-Auftakt ab diesem Freitag in Bahrain. "Jeder will jetzt wissen, wie es weiter geht mit dem Duell Hamilton vs. Verstappen. Normalerweise redet man drei Tage über ein Rennen. Die Spannung aber dieses Finals hält bis jetzt an", befand Wolff. "Die Show und das Entertainment sind für uns alle ganz essenziell. Und ein Seriensieger macht die Formel 1 sicher nicht attraktiver."
Beim Saisonstart gebe es "viel zu lernen und zu entdecken", sagte Wolff in einer Aussendung des Mercedes-Rennstalls. Bei den Testfahrten ebendort in der Vorwoche habe das Team "viel über unser neues Auto gelernt, aber es waren keine unkomplizierten drei Tage für uns". Die Auswirkungen des neu designten Unterbodens habe man noch nicht ganz verstanden, hatte Wolff nach den Tests im ORF-Fernsehen gemeint. Laut Hamilton werde Mercedes zum Auftakt nicht um den Sieg mitfahren können.
Wolff sagte nun, er sei gespannt auf die ersten Zeitvergleiche. "Es ist schwer zu sagen, wo genau wir uns an diesem Wochenende im Kräfteverhältnis einordnen werden, aber genau das macht diese Saison und diese neue Ära so spannend. Es ist ein Neuanfang für alle und alles ist möglich", betonte der 50-Jährige. "Was wir schon immer so sehr an der Formel 1 lieben, ist, dass die Stoppuhr niemals lügt – und am Samstag werden wir im Qualifying einen ersten Eindruck vom Kräfteverhältnis erhalten."