Die Weltmeisterkapperln waren ausgeteilt, die Champion-T-Shirts übergestreift. Und dennoch kam im Red-Bull-Lager in Abu Dhabi vorerst keine richtige Partystimmung auf. Erst um 23.04 Uhr (Ortszeit), als endlich alle Entscheidungen getroffen und (vorerst) alle Proteste abgewiesen worden waren, ging es dann los. Helmut Marko, Motorsportchef von Red Bull, erklärte aufgeregt das Rennen. „Wir konnten das Tempo zuerst nicht mitgehen, wir mussten uns was anderes überlegen. Wir wechselten auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Da hofften wir aber auch auf eine Safety-Car-Phase. Und dank Latifi und Williams haben wir die auch bekommen, fast zum besten Zeitpunkt“, sagte Marko in einem ORF-Interview.
Marko war bzw. ist noch immer sauer über die Tatsache, dass Mercedes Protest eingelegt hatte und noch immer nicht klar ist, ob sie gegen die Abweisungen Berufung einlegen werden: "Es ist widerlich, was sie nach dem Rennen gemacht haben, einen Protest einzulegen, bei dem klar war, dass er nicht funktionieren wird. Das ist für mich ein sehr schlechter und unwürdiger Verlierer." Darüber hinaus drohte der 78-Jährigen offen mit einem Ausstieg aus der Formel 1, sollte sich an gewissen Gegebenheiten nichts ändern: "Wir werden unser Engagement in der Formel 1 überdenken, wenn das nicht entsprechende Auswirkungen für die zukünftigen Meisterschaften hat", sagte er klipp und klar, und: "Das ganze System gehört überdacht. Es gehört Konstanz hinein, es können Entscheidungen nicht einmal so und einmal so ausgelegt werden. Die Regeln müssen vereinfacht werden. Die Prämisse muss sein: Let's race!"
Dass die Rennleitung zuerst die Überrundeten nicht vorbeiwinkte, „war völlig unverständlich. Entgegen allen Usancen“, erklärt Marko weiter. „Und so hat Mercedes eigentlich zwei Safety-Car-Phasen verschlafen, dadurch haben sie es uns leichter gemacht. Aber schließlich musste Max Hamilton auch noch überholen, dank der besseren Waffen hat er es auch geschafft.“
Für den Grazer steht dieser Titel sogar über der ersten der Red-Bull-Ära mit Sebastian Vettel im Jahr 2010. Denn: „Damals war es das i-Tüpfelchen. Hier war klar: Alles was zählt, ist der Titel.“ Denn in der Hybrid-Ära habe Mercedes dominiert. „Wir haben von Renault zu Honda gewechselt und es geschafft, den Standard von Mercedes zu erreichen, sie zu gefährden. Es ging um so viel. Auch darum, dass wir Max im Team halten können, er hat ja Klauseln, wenn wir gewisse Ziele nicht erreichen“, schildert Marko.
Unser ganzes Paket war heuer auf den WM-Titel ausgelegt. Wir haben uns zeitweise sicher gefühlt, aber immer eine drüberbekommen.“ Nach dem verpatzten Start sei die Hoffnung geschwunden, ehe sich alles wendete. „In der letzten Runde von 22 Rennen“, sagte der 78-Jährige. Was ihn stolz macht: „Das ist eine andere Sphäre. Wir haben eine Dominanz durchbrochen, einen Hamilton besiegt, der immer da ist, wenn es drauf ankommt. Außerirdisch, was geleistet wurde!“