Vertiefendes Lächeln im Red-Bull-Lager, rauchende Köpfe bei den Mercedes-Leuten. So ähnlich müssen sich die Schlüsselfiguren noch am Montag früh auf dem Austin -Bergstrom International Airport begegnet sein. Denn der Grand Prix der USA verlief doch entgegen jeder Papierform. Die 380.000 Fans – ja, die Formel 1 ist mittlerweile auch in den USA angekommen – wurden mit einem richtigen Spektakel verwöhnt.
Mit den Hauptdarstellern Max Verstappen und Lewis Hamilton. Die angetrieben von fantasiereichen Überlegungen mehr oder weniger um ihr Leben fuhren. Den besseren Start konnte Hamilton nicht nutzen, zu sehr kämpfte er mit den Medium-Reifen. Und der frühe Boxenstopp von Red Bull, eine besonders aggressive Strategie, brachte Verstappen wieder nach vorne.
Selbst Mercedes-Sportchef Toto Wolff zollte Red Bull ob der verwegenen Herangehensweise Lob. „Es war tatsächlich ein mutiger Schritt.“ Und selbst nach dem zweiten Stopp hatte Verstappen nicht nur seine fahrerisches Können, sondern auch bewusstes Kalkül ins Rennen geworfen, als er schnell fuhr, die Reifen aber nicht „überfuhr“. Damit hatte er im entscheidenden letzten Rennviertel noch halbwegs brauchbare Reifen, um sich der Angriffe eines Lewis Hamilton zu erwehren. Der Brite war stets knapp am DRS-Fenster, das ihn nach vorne spülen hätte können, „aber im Grunde waren wir nicht nahe genug“, so Wolff.
War der Sieg von Verstappen richtungsweisend? Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner schon, weil er auf einem Mercedes-Pflaster eingefahren wurde. Mexiko und Sao Paulo sprechen für Red Bull, die drei Finalrennen in Arabien (Katar, Saudi-Arabien, Abu-Dhabi) sind zum Großteil Neuland. Viel zu analysieren hat sicher Mercedes, „weil wir irgendwo am Austin-Wochenende falsch abgebogen sind“. In den freien Trainings schienen die schwarzen Silberpfeile unerreichbar, von Freitag auf Samstag war der Vorsprung aber futsch. Es war knapp, es wird noch knapp. „Ja, wir haben das gesamte Rennen nur gezittert“, so Red-Bull-Berater Helmut Marko.