Valtteri Bottas hat am Sonntag sein erstes Formel-1-Rennen in dieser Saison gewonnen. Der Finne im Mercedes setzte sich beim Großen Preis der Türkei in Istanbul - nach Start von der Pole Position - vor den Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Perez durch. Lewis Hamilton im zweiten Mercedes, der auf nasser Strecke von Position elf ins Rennen gegangen war, musste seine WM-Führung nach Platz fünf an Verstappen abtreten. Sechs Punkte liegt der Niederländer nun in Front.
Für Bottas war es der erste Sieg seit Russland im vergangenen Jahr und insgesamt der zehnte Karriere-Erfolg. "Ist eine Weile her", sagte er. "Für mich war es eines der besten Rennen, die ich je gefahren bin." Er habe alles unter Kontrolle gehabt, meinte der 32-Jährige, der Mercedes am Ende der Saison verlassen und nächstes Jahr für Alfa Romeo fahren wird. "Es war auch nicht so einfach, hier die richtige Strategie für diese Bedingungen auszuwählen. Es fühlt sich wie ein verdienter Sieg an."
Verstappen sprach davon, das bestmögliche Resultat rausgeholt zu haben. "Die Strecke war rutschig und schmierig, du musstest dich dauernd auf die Reifen konzentrieren, es war nicht möglich zu pushen", erklärte der neue, alte WM-Führende. "Ich bin glücklich, Zweiter geworden zu sein. Bei diesen Bedingungen wäre es einfach gewesen, etwas falsch zu machen." Auch für Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko war es "das Optimum, was wir herausholen konnten". Perez sei ein fantastisches Rennen gefahren. "Die WM-Führung ist auch wieder bei uns, also wir sind sehr zufrieden", sagte der Steirer.
Lewis Hamilton nach Platz fünf sauer
Der mit einer Startplatzstrafe wegen eines außertourlichen Motorenwechsels bedachte Hamilton hatte sich nach nicht einmal zehn Runden auf Platz sechs, dann in der 15. Runde auf die fünfte Position vorgearbeitet. Danach steckte er aber länger hinter Perez fest - vor allem auch, weil einige zu überrundende Konkurrenten dazwischenkamen, die den Briten einbremsten. Die ersten drei - Bottas, Verstappen und Charles Leclerc im Ferrari - waren da schon auf und davon. Bottas fuhr sich einen kleinen Vorsprung auf Verstappen heraus, der bis zur 37. Runde auf knapp sechs Sekunden anwuchs, ehe Verstappen zum Wechseln der Reifen in die Boxengasse abbog.
Der Niederländer kam vor Perez und Hamilton auf die Strecke zurück. Diese beiden hatten sich zuvor ein hartes Duell geliefert, in dem der Mexikaner nach allen Regeln der Kunst Platz vier behauptete. Dann fuhren auch Bottas und Perez an die Box, Leclerc blieb bei seinem originalen Intermediate-Satz. Der nun viertplatzierte Hamilton funkte, dass er auch lieber weiterfahren würde, was ihm gewährt wurde. Bottas schloss bald zu Leclerc auf und holte sich zu Beginn der 47. Runde die Führung zurück. Nach seinem Boxenstopp fiel Leclerc auf Platz vier zurück, Hamilton war plötzlich Dritter.
"Ich rutsche herum, aber es ist okay", meinte er zum Status seiner Reifen. Nach der 50. Runde nutzte er aber trotzdem die aus Sicht der Mercedes-Crew letzte Chance zum Boxenstopp und kam als Fünfter wieder heraus. "Warum haben wir diesen Platz hergegeben?", reagierte Hamilton anschließend gereizt. Später raunzte er: "Wir hätten draußen bleiben sollen." Mercedes-Boss Toto Wolff erklärte: "Er war dann eineinhalb Sekunden langsamer bei zehn Runden noch zu fahren. Damit hätten wir gegen Perez mit Sicherheit verloren." Leclerc wurde im Finish noch von Perez überholt und beendete den 16. WM-Lauf als Vierter.
Der nächste Grand Prix findet am 24. Oktober in Austin im US-Bundesstaat Texas statt. "Ich fürchte, es wird ähnlich eng weitergehen. Wir müssen uns was einfallen lassen", wagte Marko bei ServusTV einen Ausblick. "Mercedes ist auf den Geraden derartig schnell, die sind hier 15 km/h schneller gewesen. Seit Silverstone, und das nimmt immer mehr zu, diese Motoren-Überlegenheit. Wir müssen einfach unser Chassis noch mehr optimieren, dass wir das zumindest ansatzweise ausgleichen können."
Wolff sagte mit Perspektive auf den WM-Zweikampf: "Sechs Punkte machen nichts aus. Sie können am Ende was ausmachen, aber im Moment ist es der Unterschied zwischen einem ersten und einem zweiten Platz. Man muss das Rennen für Rennen nehmen und den bestmöglichen Job abliefern."