In der Formel E sind am Sonntag die Würfel gefallen. In Berlin holten sich Mercedes-Mann Nyck de Vries und das Werksteam mit dem Stern die ersten WM-Titel in der vollelektrischen Serie ab. Trotz des Triumphs auf allen Ebenen halten sich Gerüchte um einen Ausstieg von Mercedes hartnäckig. Nachdem sich Audi und BMW schon nach dieser Saison aus der Formel E verabschieden, soll der nächste deutsche Hersteller nach der kommenden Saison 2022 folgen.
Die Entscheidung dürfte im Daimler-Konzern längst gefallen sein, auch wenn die Verantwortlichen um Motorsportchef Toto Wolff am Wochenende in Berlin eindeutige Aussagen vermissen ließen. "Wir sind nicht nur in dem Sport, weil wir uns gern mit anderen messen und uns gefällt, im Kreis zu fahren", betonte Wolff gegenüber Medienvertretern. "Es ist hauptsächlich eine Marketing- und Kommunikationsplattform. Deshalb wird alles, was wir tun, laufend dahingehend evaluiert, welche Benefits die jeweilige Plattform für Mercedes-Benz schafft."
Quoten und Marktanteile noch bescheiden
Im Konzern ist geplant, in den kommenden Jahren elektrische Varianten jedes Mercedes-Straßenmodells anzubieten. Die vor diesem Hintergrund erhoffte Marketing-Trägerrakete namens Formel E hat bisher aber noch nicht richtig abgehoben - trotz starker Präsenz im Free-TV. Übertragungen gibt es im deutschsprachigen Raum auf ORF1 und Sat.1, die Quoten und Marktanteile sind jedoch nach wie vor bescheiden und im Saisonverlauf sogar zurückgegangen. Das dürfte auch bei Audi und BMW ein wichtiger Beweggrund für den Exit-Entschluss gewesen sein.
Auf APA-Anfrage wollte sich die Motorsport-Abteilung von Mercedes am Montag offiziell nicht äußern. Bald werde es Klarheit geben, teilte ein Sprecher mit - wohl schon in wenigen Tagen. Die Verantwortlichen der Formel E seien über die Entscheidung informiert, bestätigte Wolff schon am Sonntag. "Was immer kommen wird, es wird nie hundertprozentig so sein, dass wir aussteigen wollen, weil es uns nicht mehr gefällt. Es ist aber auch nicht so, dass wir es hundertprozentig lieben."
Laut Spekulationen könnte Wolff der Serie persönlich auch bei einem Mercedes-Ausstieg als Investor und Team-Finanzier erhalten bleiben. "Toto Racing", scherzte der Wiener selbst am Rande des Berliner e-Prix. Dieses Team könnte künftig weiter Mercedes-Technologie nutzen. Wolffs Ehefrau Susie ist seit 2018 Teamchefin und Anteilseignerin beim Konkurrenzteam Venturi Racing. Mercedes stieg werksseitig mit der Saison 2019/2020 ein.
Elektrische Rennen bei olympischen Spiele?
Unterdessen gibt es in Italien offenbar Ideen, elektrische Autorennen bei olympischen Spielen zu veranstalten. Man werbe darum, "dass ein Wettbewerb elektrischer Karts in das Programm aufgenommen wird", sagte Angelo Sticchi Damiani, der Chef des italienischen Automobil-Verbands ACI, laut einem Bericht der Münchner "tz". 2026 finden in Mailand und Cortina d'Ampezzo olympische Winterspiele statt.