Das Duell Mercedes gegen Red Bull-Honda geht weiter. Auch am Freitag, in den beiden freien Trainings für den Portugal-GP in Portimao beherrschten Hamilton, Verstappen und Co die oberen Zeilen des Zeiten-Tableau. Am Vormittag war Valtteri Bottas vorne, die schnellste Runde am Nachmittag drehte Lewis Hamilton in 1:19,837, 0,143 Sekunden vor Max Verstappen, der auf den Longruns einen starken Eindruck hinterließ, um fürs Rennen bestens gerüstet zu sein.
Schon am Donnerstag hatte Hamilton angedeutet, auch 2022 in der Formel 1 zu bleiben. Mercedes und er haben sich mit einer Verlängerung des Dienstverhältnisses zuletzt sehr lange Zeit gelassen. Damit hing auch zusammen, dass sich die beiden Vertragspartner nur auf ein weiteres Jahr bis Ende 2021 einigen konnten. "Verträge mit Lewis sind immer ein sehr komplexes Thema. Corona hat uns viel Zeit und Möglichkeiten geraubt, dass wir gar nicht die Chance hatten, über langfristige Programme zu reden", bestätigte auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Nur: Mit einer weiteren Vertragsverlängerung, sollte sie stattfinden, wolle man diesmal nur bis zum Sommer warten.
Aber was zieht die Verhandlungen so in die Länge? Lewis Hamilton hat, abgesehen von sportlichen Siegen, Rekorden und Titeln, eine ganz klare Vorstellung, wie er die Welt verändern will. Für ihn stehen Chancengleichheit für alle, der Kampf gegen Rassismus, eine faire Welt ganz im Vordergrund. Und für ihn wird dieser eine Weg zum Kurs in seine eigene Zufriedenheit. Er hat heuer wohl ein wenig vom Gehalt streichen müssen, dafür ist ihm Mercedes auf anderen Ebenen entgegengekommen. Zum Beispiel mit einer Stiftung für mehr Diversität in der Gesellschaft.
Hamilton weiß aber selbst nur zu gut, dass er über die Plattform Formel 1 sein Lebenswerk auch am besten umsetzen kann. Die Formel 1 bietet ihm die beste Bühne, um die Menschen in die richtige Richtung zu lenken, seine Ideen und Wünsche zu artikulieren und seinen Traum von einer offenen Gesellschaft zu leben.
Natürlich sieht er die Formel 1 aber auch als Sport und Herausforderung. Und weil gerade mit der Rückkehr von Red Bull zu einem nicht zu unterschätzenden WM-Kandidaten Konkurrenz erwachsen ist, macht ihm die Rennerei auch gleich viel mehr Spaß. So sehr, dass er sich sogar bei Red Bull dafür bedankt.
Auch die technischen Erneuerungen in der Formel 1 sind ein großer Anreiz für Hamilton, der sich sogar zur Teilnahme an den Tests in Imola mit den neuen 18-Zoll-Rädern hinreißen ließ. Denn solchen Tests geht er zumeist aus dem Weg. Aber wenn es Quantensprünge in der Formel 1 gibt, dann will er natürlich von Anfang an dabei sein. Und so hört sich bestimmt nicht einer an, der 2021 seine Karriere beenden will.