Wenn ein Formel-1-Team einen neuen Sponsorvertrag verkündet, dann interessiert dabei meistens die Höhe der Summe – oder wie die neuen Aufkleber die Optik des Autos verändern werden. Bei der neuen Partnerschaft zwischen Red Bull und dem Computertechnologie-Giganten Oracle geht es freilich um viel mehr: Es geht um größere Schritte in Richtung neuer Technologien, die in der Formel 1 langsam, aber sicher und öfter zum Einsatz kommen.
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML): Themen, die in Zeiten rasch wachsender Datenmengen, die ausgewertet und genutzt werden sollen, immer wichtiger werden. Mit der Einführung der Kostenobergrenze von 135 Millionen Euro pro Team und der reduzierten Trainingszeit ist die Notwendigkeit, noch wesentlich effizienter im Umgang mit Daten zu werden, massiv gestiegen.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt: „KI und ML sind große Kategorien, die sich gerade entwickeln. Beide Bereiche werden bei der Menge an Daten, die wir generieren, und der Art und Weise, wie wir simulieren, in Zukunft eine Schlüsselrolle bei unserer Entscheidungsfindung spielen. Mit Oracle haben wir ein Unternehmen als Partner, das in dieser Branche an der Spitze steht. Es ist eine phänomenale Partnerschaft für uns. Da wir eine Reise in die Zukunft über Chassis und Motor antreten, sind die Möglichkeiten riesig.“
Über Details will sich der Brite dabei freilich nicht wirklich auslassen, um der Konkurrenz keinerlei Hinweise zu geben: „Daten und die Art, wie wir arbeiten, sind unser Lebenselixier“, sagt er allgemein, „wir generieren einfach so viel davon. Und diese Daten beeinflussen alles, was wir tun: die Art und Weise, wie wir ein Rennen fahren, die Art und Weise, wie wir ein Auto entwickeln, die Art und Weise, wie wir sogar Fahrer und Fahrerauswahl analysieren. Daten spielen eine wichtige Rolle. Wir wollen in allen unseren technischen Abteilungen und natürlich auch bei der Einbindung unserer Fans so viel wie möglich herausholen.“
Künstliche Intelligenz soll Verständnis und Planung der Rennstrategie verbessern, Hilfestellung bei der Wahl des Set-ups für ein Rennwochenende ebenso wie für die Designer leisten und die Richtung, die am besten für die Entwicklung von Upgrades geeignet ist, vorgeben. Und dabei die Effizienz erhöhen, „wenn das mit den fehlenden Tests so weitergeht“, sagt Horner. „2021 hatten wir drei Testtage. In keinem anderen Sport gibt es so wenig Training. Die Art und Weise, wie wir die Daten analysieren, ist entscheidend für uns. Ich denke, hier wird sich diese Partnerschaft absolut auszahlen.“
Im Marketingbereich geht das Team offener mit Möglichkeiten um. KI sei in der Lage, genau zu verstehen, auf welche Art von Inhalten jeder Einzelne reagiert. Es sei sinnlos, einen Fan abends mit Videos zuzuschütten, der lieber morgens auf dem Weg zur Arbeit Inhalte liest. Oliver Hughes, Marketingchef bei Red Bull Racing, erklärt: „Dank maschinellen Lernens und KI können wir unsere Fanbasis viel besser verstehen. Wir können Parameter setzen, die das Denken für uns übernehmen. Der Prozess wird viel mehr automatisiert. So erhalten die Leute die Informationen dann, wenn sie sie erhalten möchten, und nicht dann, wenn wir glauben, sie ihnen zuschieben zu müssen.“
Karin Sturm