Welche Rolle spielen sie nun tatsächlich im Formel-1-Team?
TOTO WOLFF: Ganz einfach. Meine Rolle als Gesellschafter ist nun einmal einzementiert. Wir sind die Gesellschafter mit je 33 Prozent. Und meine Aufgabe als operativer Teamchef ist davon überhaupt nicht berührt. Teamchef zu sein macht mir wieder richtig viel Spaß, da hat sich einiges verändert. Und ich muss erst jemanden finden, der den Stock übernehmen kann. Wann und wie das stattfinden wird, ist ganz allein meine Entscheidung.
Auch die Vertragsgestaltung mit Lewis Hamilton sorgte am Ende doch für viel Verwirrung. Zuerst das lange Zögern, dann die kurze Vertragsdauer von nur einem Jahr. Wie ist das zu erklären?
Uns ist einfach die Zeit ausgegangen. Wir wollten schon früh im Dezember über die Zukunft sprechen, das ging leider nicht, weil Lewis Corona hatte. Wir konnten erst zu Weihnachten mit den Letztverhandlungen beginnen und haben es dann in zwei Wochen durchgezogen. Es ging ja nicht nur um Lewis Hamilton als Fahrer, sondern auch als Markenbotschafter. Dazu wollen wir uns auch Zeit lassen, deshalb auch nur der Einjahresvertrag. Wir werden aber heuer schon sehr früh beginnen, über die Rollen von Lewis zu verhandeln.
Apropos Zukunft. Es gibt so unterschiedliche Ansätze, wie die Formel 1 sich in kommenden Jahren ändern soll und wird. Wohin wird aus Ihrer Sicht die Reise gehen?
Die Formel 1 war immer das schnellste Laboratorium der Welt. Die Geschichte und Technologie unserer derzeitigen Hybrid-Motoren wird viel zu wenig erzählt. Wir haben derzeit einen Wirkungsgrad von 50 Prozent thermischer Effizienz, das ist der effizienteste Verbrennungsmotor weltweit, da gibt es nichts besseres. Das alles kombiniert mit einem Hybridantrieb. Es gibt natürlich Ansätze, wie wir unsere Plattform noch neutraler machen.
Welche sind das?
Ein Weg ist natürlich der Schritt zu synthetischen oder biologischen Treibstoffen. Aber unsere Kraftstoff für den Verbrennungsmotor wird zu 100 Prozent grün sein. Das wird 2025 sein. Zusätzlich wird der Batterieanteil auch verstärkt. Grundsätzlich gilt: Die Formel 1 soll nicht nur der Wegbereiter für die Serie, für die globale Mobilität sein, sondern auch als Vorbild hervorgehen. Unser Ziel ist es natürlich, C02-neutral zu sein. Das passiert aber schon längst bei uns im Team. So gibt es bei uns überhaupt kein Plastik mehr, nur um ein Beispiel zu nennen.
Das heißt, sie geben Wasserstoff keine Zukunft?
Wasserstoff ist ein Thema vielleicht, um Reichweite zu erzielen. Aber alles, was uns die Regierungen vorgeben, werden wir auch umsetzen können.
Mercedes ist aber aus seinem eigenen Wasserstoff-Projekt ausgestiegen.
Ja, die verschiedensten Hersteller arbeiten in verschiedenen Richtungen, aber mit einem gemeinsamen Ziel: Es muss alles der Umwelt zugute kommen. Offen bleibt nur, was Standard wird in den unterschiedlichen Bereichen.
Wenn die Formel 1 dann so grün ist, wie wir das wohl alle wollen, wird dann nicht auch gleich die Formel E obsolet?
Formel 1 und Formel E sind unterschiedliche Projekte. Die eine Serie ist 70 Jahre alt, die global stärkste Sportart im Sinne von Zuschauerzahlen. Das andere ein junges Start-up-Unternehmen mit urbanen Charakter, eine Mischung aus Motorsport und Lifestyle-Event. Man muss dieser Plattform eine Chance geben, darf sie aber nicht mit der Formel 1 vergleichen.
Nun, zum Jahr 2021. Die Tests in Bahrain verliefen nicht wunschgemäß. Welche Probleme sind da aufgetaucht?
Wir hatten einen Horrorstart in die Saison. Das brauchen wir gar nicht schönreden. Wir müssen das Auto noch besser verstehen. Und das geht nur über Sammeln von Daten, die wir aber nur über viele, viele Kilometer bekommen. Ob wir das bis zum ersten Rennen schaffen, bleibt noch abzuwarten. Wir werden noch mehr experimentieren, um alles zu verstehen.
Wie der etwas zerfranst wirkende Unterboden an der Seite des Autos?
Der ist nicht zerfranst, der ist so aerodynamisch konstruiert. Vielleicht liefert er nur das nicht, was wir wollen. Wir verfolgen unterschiedliche Konzepte, um Downforce zu generieren.
Wer werden die Hauptgegner, außer Red Bull?
Draußen auf der Bahn war es sicher Red Bull, klar. Stark hat sich auch McLaren präsentiert.
Wo sind die Gegner besser, was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?
Schwer zu sagen, auf alle Fälle die Rundenzeiten.