Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sieht das Formel-1-Team des Energy-Drink-Riesen zwar immer noch als Außenseiter im Vergleich mit Mercedes, hat aber dennoch das maximale Ziel für die kommende Saison formuliert. "Sie sind absolute Favoriten, aber wir gehen so gut vorbereit wie in den letzten sieben Jahren nicht in die Saison. Unser Ziel ist, wir wollen die WM", sagte der Steirer am Montagabend in der Servus-TV-Sendung "Sport und Talk".
Viel Hoffnung gibt den Red-Bull-Chefs die neue Fahrerpaarung, in der erstmals Sergio Perez WM-Anwärter Max Verstappen unterstützt. Perez, mit dem sich das Team mehr strategische Optionen erhofft, hat sich laut Marko bereits gut eingelebt und auch einige interessante Details über den Mercedes-Motor mitgebracht. Dieser hat den Mexikaner zuletzt bei Force India und Racing Point zu vereinzelten Podestplatzierungen getragen. Herausragend war der Sieg von Perez beim vorletzten Rennen der vergangenen Saison in Bahrain, wo heuer am 28. März der erste Grand Prix stattfindet.
Was den eigenen Antriebsstrang betrifft, geriet Marko fast ins Schwärmen. "Honda hat einen komplett neuen Motor gebracht. Das ist ein wahres Kunstwerk von der Kompaktheit und der Ausgeführtheit und hat auch mehr Leistung", sagte der 77-Jährige. Auch andere Handicaps seien ausgebügelt worden, "sodass wir auf Mercedes-Niveau sein sollten. Aber wir wissen, Mercedes schläft auch nicht." Die Weltmeister-Mannschaft um Champion Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sei "ganz klar Favorit".
Red Bull ist im letzten Jahr seiner Motoren-Partnerschaft mit Honda. Der japanische Hersteller zieht sich danach aus der Formel 1 zurück, deshalb wurde vor Kurzem die Firma Red Bull Powertrains Ltd. gegründet. Auf dem bestehenden Campus in Milton Keynes sollen Spezialisten bald aber nicht nur einen auf Honda-Technologie basierenden Motor warten können. "Wir haben die technischen Möglichkeiten, auch einen neuen Motor, vor allem wenn der durch das neue Reglement wesentlich simpler und gleichzeitig kostengünstiger ist, selbst entwickeln zu können. Das heißt, wir sind autark", erklärte Marko. Zu Gerüchten über eine mögliche Partnerschaft mit Porsche oder anderen Firmen meinte er nur: "Fix ist nix".
Technisch haben sich die Anforderungen für die aktuelle Auto-Generation gegenüber dem Vorjahr nicht allzu sehr verändert, der große Einschnitt bei den Regeln kommt ab 2022. Schlagend wird dieses Jahr aber erstmals die Budgetobergrenze, die besonders finanzstarke Teams wie auch Red Bull trifft. "Wir müssen die größte Reglementänderung der letzten zehn, 15 Jahre mit weniger Budget durchführen und gleichzeitig versuchen, mit dem jetzigen Auto um die WM zu fahren", erläuterte Marko den schwierigen Spagat und verwies auf eine Konsequenz: "Das heißt also, wir müssen Personal abbauen."
Dem Experiment Sprintrennen, das heuer in Kanada, Italien und beim Großen Preis von Brasilien statt des üblichen Qualifyings die Startaufstellung bestimmen soll, steht der ehemalige Grand-Prix-Pilot positiv gegenüber. "Ich glaube, wenn man es realistisch betrachtet, waren die letzten Jahre das Gros der Rennen stinklangweilig. Also muss man etwas machen", betonte Marko. "Es gehören natürlich noch viele Details geklärt, aber man soll es einmal versuchen. Dann kann man immer noch entscheiden, wie geht es 2022 weiter."