Die Formel-1-Saison 2020 ist Geschichte. Ein Jahr, das vom Virus heimgesucht so gar nicht in Schwung kommen wollte. Dann glückte ein bemerkenswerter Re-Start in Spielberg. Mercedes und Lewis Hamilton sind wieder Weltmeister. So wie scheinbar immer, wie langweilig, ist man geneigt zu behaupten.
Dennoch hat 2020 viel Spannung gebracht, spektakuläre Rennen, Überholmanöver, viel Emotion, das bekannte „grande casino“ bei Ferrari, neue, alte Kurse (wie hübsch ist doch Imola in den hügeligen Ausläufern des Apennins). Damit wurde ein Stück Rennnostalgie wieder belebt, ein Zeichen, dass immer noch in Europa das Herz der Formel 1 schlägt. So aufregende Kurse wie Imola, Portimao oder Mugello sind nur dem Expansionsgeist der Serien geopfert worden, gegenüber „DRS-designten“ Retortenstrecken. Und es streikte heuer auch hin und wieder die sündteure Technik. Schließlich muss es ja fast systemimmanent im Motorsport am äußerten Limit sein, dass zeitweise etwas zu Bruch geht und so Ergebnisse beeinflusst. Das alles kann die oft schon als Nachfolger zitierte Formel E nicht bieten.
Bild des Jahres 1:
Momentan geht man für 2021 wieder von einer Normalität aus. Mit Rennen vor Zuschauern. Nur, was passiert, wenn Corona nicht verschwindet? Der Kalender 2021 ist einmal vorläufig. Und vorsorglich kommen die neuen Autos erst 2022, nächstes Jahr wird noch mit 2020er-Chassis gefahren. Darin liegt aber das Problem. Ein völlig neues Auto zu entwickeln, braucht ein Jahr Zeit, mindestens. Aber wer wird schon am 1. Jänner anfangen, dass Auto für 2022 zu konstruieren? Zu sehr muss man noch an den Jahreswagen basteln, wenn man die Führung behaupten will.
Denn die großen Teams wie Mercedes, Red Bull, Renault, McLaren, natürlich auch Ferrari, werden auch 2021 gewinnen wollen. Dabei werden sie aber wegen der Budget-Obergrenze Personal abbauen müssen. Nur die „Armenhäuser“ im Paddock, wie Haas, Alfa Romeo oder Williams können voll auf 2022 setzen.
Bild des Jahres 2:
Red Bull wird im letzten offiziellen Honda-Jahr noch einmal alles in die Waagschale werfen, Verstappen wird nicht ruhen, bis sie ganz oben wieder angekommen sind. Honda wird jede Unterstützung gewähren, um die Lücke zu Mercedes zu schließen. Verstappen sollte dazu aber auch einen kongenialen Teamkollegen bekommen. Noch behält sich die Führungsetage bei Red Bull vor, alle Daten genau zu prüfen und zu analysieren, die Sektorzeiten von Albon zu begutachten, wann er gebremst hat, wann er Gas gegeben hat, zu früh, zu spät, zu zaghaft beim Überholen. Zwei Piloten verharren in der Warteschleife. Nico Hülkenberg und Sergio Perez. Gerade beim Mexikaner wäre es verwerflich, wenn er ein Jahr pausieren müsste.
Und dann ist da noch Sebastian Vettel. Was kann er bei Racing Point bewegen, äh, bei Aston Martin, wie das ehemalige Jordan-Team ab Jänner heißen wird. Befeuert mit einem Mercedes-Motor und mit dem Geld das kanadischen Milliardärs Lawrence Stroll. Der natürlich auch seinen Sohn Lance im Team beließ, für Vettel musste Perez gehen, logisch.
Und auf was dürfen wir uns noch freuen, außer auf Rennen vor Fans? Vielleicht auf zynische Aussagen von Fernando Alonso, wenn der Renault-Motor nicht das hergibt, was sich der Spanier erhofft. Da bewies er schon bei McLaren, noch in der Honda-Zeit, höchstes Talent. Natürlich auch auf Punkte von Mick Schumacher und auf zwei TV-Sender (ORF & ServusTV), die sich um die Gunst der Fans streiten werden. Und klar, auf Spielberg.