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Nach dem Feuer-Unfall von Romain Grosjean hat Formel-1-Sportchef Ross Brawn eine umfassende Aufarbeitung angekündigt. "Zwischen jetzt und dem nächsten Rennen werden sehr viele Untersuchungen vorgenommen werden. Ich bin mir sicher, dass dann entsprechend gehandelt wird", sagte der Brite nach dem Crash des Haas-Piloten am Sonntag in Bahrain zu Sky Sports.
Kurz nach dem Start war Grosjean (34) nach einer Berührung mit dem Auto des Russen Daniil Kwjat bei 221 km/h in die Leitplanke gekracht und hatte eine Einschlagwucht von über 50 G erzeugt. Dabei wurde sein Rennwagen in zwei Teile zerrissen.
Der in Genf geborene dreifache Vater konnte sich aber auf wundersame Weise aus dem in Flammen aufgegangenen Wrack selbst befreien und wurde mit Verbrennungen an beiden Handrücken ins Militärkrankenhaus von Manama geflogen. Dort verbrachte er auch die Nacht, obwohl beim Röntgen keine Knochenbrüche festgestellt worden waren.
Grosjean schickte mit bandagierten Händen aus dem Krankenbett noch in der Nacht Grüße und bedankte sich bei allen, die ihm Nachrichten übermittelt hatten. "Ich war vor einigen Jahren nicht für den Halo, aber es ist die großartigste Sache in der Formel 1", sagte er. Ob und wann der Franzose, der 2021 keinen Platz mehr bei Haas hat, ins Auto zurückkehren kann, ist offen.
Brawn beschäftigte vor allem die Frage, wie sich das Monocoque in die Leitplanken bohren konnte und der Wagen Feuer fing. "Es ist schockierend, einen derart heftigen Unfall zu sehen. Wir sind das nicht mehr gewohnt, Feuer inklusive", sagte Brawn.
"Der Halo hat ihm heute wohl das Leben gerettet", war Brawn überzeugt. Der ringförmige und anfangs umstrittene Kopfschutz aus Titan über der Fahrerzelle ist seit 2018 in der Formel 1 Pflicht. Halo ist englisch und heißt übersetzt Heiligenschein. "Heute sind Dinge passiert, die so nicht geschehen hätten dürfen", meinte Brawn. "Spätestens seit heute ist aber auch endgültig klar, dass Halo ein lebensrettender Teil ist."
Kommentar
Als Erste an der Unfallstelle gewesen waren Formel-1-Arzt Ian Roberts sowie der Lenker des Medical Cars, Alan van der Merwe. "In zwölf Jahren habe ich so etwas noch nicht gesehen", sagte Van der Merwe im TV. "Noch nie war ich Zeuge eines solchen Einschlags. Deshalb haben wir einige Augenblick gebraucht, um zu verstehen, was da passiert ist. Es hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt."
Auch Van der Merwe war überzeugt, dass der aktuelle Sicherheitsstandard in der Motorsport-Königsklasse Grosjean vor schwersten Verletzungen verschont oder gar das Leben gerettet habe. Halo, Leitplanke und Gurte, alles habe offenbar gut funktioniert.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab sich nachdenklich. "Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie dieser Unfall noch vor einigen Jahren ausgegangen wäre", meinte der Österreicher. Der Unfall sei durchaus mit jenem von Niki Lauda auf dem Nürburgring vergleichbar. Auch Laudas Auto sei damals in zwei Teile zerrissen worden.
"Was das heute aber so viel schockierender gemacht hat, ist, dass das Monocoque in den Leitplanken gesteckt ist", so Wolff. "Man mag sich gar nicht ausmalen, wenn wir kein Halo hätten oder er bewusstlos gewesen wäre oder keinen Platz gehabt hätte, um aus dem Auto zu kommen."
Deshalb, so Wolff, müsse man sich in Erinnerung rufen, dass in diesem Sport nur die besten und mutigsten Fahrer fahren würden. "Und dass es nicht wie in manchen Kamera-Winkeln wie ein Cruisen in den Sunset aussieht. Das ist richtig tougher Sport", sagte Wolff. Man hätte die Mercedes-Autos wohl vom Rennen zurückgezogen, wäre Grosjean bei dem Unfall schwerer verletzt worden.
Auch Rennsieger Lewis Hamilton war entsetzt, aber auch erleichtert. "Ich bin unendlich dankbar, dass ihn die Leitplanke nicht schwer am Kopf verletzt hat. Es hätte alles viel, viel schimmer ausgehen können."
Red Bulls Teamchef Christian Horner war fassungslos. "Schrecklich. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Fahrer so einer Situation entkommen kann. Romain Grosjean ist heute ein sehr, sehr glücklicher junger Mann." Ex-Weltmeister Damon Hill brachte das "Adventwunder" auf den Punkt: "Es ist ein Wunder, dass er noch lebt. So etwas haben wir seit Gerhards Unfall in Imola nicht mehr gesehen", erinnerte der Brite an den Feuerunfall des Österreichers 1989 im Ferrari."