Wenn die Formel 1 für längere Zeit eine Rennstrecke verlässt, wirkt der Kurs bei einem Restart wie aus grauer Vorzeit. So auch Imola. Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari ist schmaler als die Retortenkurse der Neuzeit, verfügt über Hügel und Senken, gespickt mit richtigen Kurven. Und keinen Ecken. Allein das ergibt schon überraschende Momente.
Natürlich waren auch gestern die Besten unter sich. Die Mercedes setzten sich ab, dazwischen, hinter Bottas und vor Hamilton, Max Verstappen im Red Bull. Dazu zählt Imola zu den Strecken, wo man die volle Wirksamkeit der Aerodynamik braucht. Was Hamilton zum Boxenfunk veranlasste, dass "es unheimlich schwierig ist, Verstappen zu folgen." Also blieb er immer über eine Sekunde hinter dem Holländer und damit außerhalb des DRS-Fensters.
Das Schreckgespenst eines Grand Prix ohne Überholmanöver machte sich breit. Schon 2006, beim letzten Rennen in Imola, hat es auch nur einen (!) Überholvorgang gegeben. Also beschränkte man sich auf eine Rangverschiebung bei den Boxenstopps.
Als Erster des Top-Trios tauschte Verstappen die Reifen, Hamilton drehte da seine schnellsten Runden, die schnellsten bis dato im Rennen, während Verstappen hinter Bottas, der auch in Runde 20 die Reifen getauscht hatte, feststeckte.
Bis auf 1:17 drückte Hamilton die Rundenzeiten, ehe er auf die Letzten im Rennen auflief und die ersten Überrundungen (Stroll, Grosjean, Giovinazzi) drohten. Mercedes ging das Risiko ein und ließ Hamilton trotz der Überrundungen ein paar weitere Runden fahren. Und beim Boxenstopp kam auch noch das "Geschenk" eines Virtual Safety Car - so überholte Hamilton gleich Verstappen und Bottas an der Box.
Max Verstappen gelang wenigstens in der 43. Runde, an Valtteri Bottas vorbeizugehen. Der Finne haderte mit aerodynamischen Problemen, ein kleines Teil eines Konkurrenten hatte seinen Unterboden beschädigt. Und somit konnte wieder kein Finne einen GP auf italienischem Boden gewinnen. Aber auch Verstappen blieb ein Platz auf dem Podium verwehrt. Wegen eines Reifenschadens hinten flog er ins Kiesbett (51. Runde).
Pechvogel des Rennens war Pierre Gasly, der ein großartiges Training hingelegt hatte und vom vierten Startplatz ins Rennen gegangen war. Schon nach neun Runden war Alpha Tauri bei seinem Heimat-GP gezwungen, Gasly wegen eines Technikdefekts (Wasserdruck) aus dem Rennen zu nehmen. Daniil Kwyat rettet die Ehre und überholte im Finish auch noch Charles Leclerc im Ferrari und wurde hinter Ricciardo (Renault) Vierter.
Mit dem Doppelsieg hat Mercedes den Konstrukteurs-WM-Titel gewonnen. Und auch den Fahrertitel, offen bleibt nur, ob Hamilton oder Bottas. Wobei das ja ziemlich klar ist. Zum siebenten Mal en suite gewinnt Mercedes beide Titel.