5Wenn am Sonntag in Monza die Zielflagge fällt, dann endet auch eine Ära: Zum letzten Mal stand dann Claire Williams als Teamchefin an der Boxenmauer – das letzte der unabhängigen, Inhaber geführten Teams ist dann nach dem Verkauf an die US-Investmentfirma Dorilton vor zwei Wochen endgültig Geschichte. 1977 von Frank Williams zusammen mit Patrick Head gegründet. Sieben Fahrer- und neun Konstrukteurs-WM-Titel stehen zu Buche, 114 Grand Prix-Siege. Auch nach seinem schweren Autounfall 1986, bei dem er sich seine Querschnittslähmung zuzog, behielt Williams die Zügel in der Hand, erst 2013 zog er sich aus Gesundheitsgründen aus dem operativen Tagesgeschäft zurück, übergab diese Aufgaben an seine Tochter Claire.
Frank Williams war der letzte aus der großen alten Garde, der versuchte, gegen die neue, große, finanzkräftige Konkurrenz zu bestehen und dabei selbst die Kontrolle zu behalten. Der zum Beispiel auch in den Jahren mit BMW von 1999 bis 2006 in den Bayern immer nur einen Motorenlieferanten haben wollte – und nicht mehr. Andreas Seidl, heute Teamchef von McLaren, machte damals als junger BMW-Ingenieur seine ersten Formel-1-Erfahrungen in der Box von Williams: „Ich war immer beeindruckt von Frank, seinem Engagement, seiner Führung, wie er in der Früh in die Box kam, jeden mit Namen begrüßte – und sich abends auch so verabschiedete.“
Der Preis für das Bestehen auf Unabhängigkeit waren nachlassende Erfolge: Der letzte Fahrer-Weltmeister für Williams war 1997 Jacques Villeneuve, den letzten Sieg holte 2012 in Barcelona Pastor Maldonado – allerdings eine Eintagsfliege in einem Chaosrennen. 2014 und 15 mit Mercedes als Motorenpartner brachten noch einmal Achtungserfolge. In den letzten Jahren kämpfte Williams in einem Teufelskreis aus finanziellen Problemen, die das Team bis ans Ende des Feldes zurückfallen ließen.
Der Verkauf war unausweichlich, um die weitere Existenz zu sichern. Ob wenigstens der traditionelle Name Williams auf die Dauer bestehen bleibt, ist unsicher. Auf der Website von Dorilton Capital steht, dass das Team „derzeit“ als Williams Racing an den Start gehe. Doch das Sagen hat jetzt das Kapital: Zwei Vertreter von Dorilton, Matthew Savage und Darren Fultz, dazu der CEO der Eden Rock Group, James Matthews. Der hat familiäre Bindungen ans britische Königshaus, ist mit Pippa Middelton verheiratet – und damit der Schwager von Prinz William.
Karin Sturm